Drinnen lief eine türkische Comedy-Show, vor dem Tempodrom fielen am Freitagabend. Die Polizei war im Großeinsatz, die Täter sind flüchtig.
Großeinsatz der Polizei in Kreuzberg: Vor dem bekannten Berliner Veranstaltungshaus Tempodrom sind am späten Freitagabend Schüsse gefallen. Ein Mensch kam dadurch ums Leben. Vier weitere wurden verletzt, mindestens ein Teil von ihnen schwer. Das erfuhr der Tagesspiegel von der Feuerwehr und aus Polizeikreisen. Während sich die Tat ereignete, fand drinnen eine türkische Comedy-Show statt. Die Besucher mussten das Haus daraufhin durch Seiten- und Hintereingänge verlassen.
Per Twitter vermeldete die Polizei in der Nacht lediglich drei Verletzte; ihr Sprecher Michael Gassen wollte sich darauf jedoch nicht festlegen und sprach von einem "vorläufigen Kenntnisstand". Auch am Samstagmorgen gab es zunächst keine weiteren Auskünfte zum Hintergrund des Geschehens und zu den Täter.
Die Täter seien geflüchtet, hatte Gassen noch in der Nacht erläutert. "Wir gehen von mehreren Personen aus." Eine Mordkommission hat die Ermittlungen übernommen.
Die Polizei rückte am Freitagabend kurz vor 23 Uhr mit einer Hundertschaft und schwerbewaffneten Kräften zum Tempodrom aus. Mehr als ein Dutzend Mannschaftswagen reihten sich auf. 200 Beamte waren insgesamt im Einsatz.
Auch mehrere Rettungswagen fuhren zum asphaltierten Vorplatz des Tempodroms. Wie Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein dem Tagesspiegel berichtete, fanden die Rettungskräfte nur noch zwei Schwerverletzte vor dem Haupteingang vor.
Drei Verletzte hätten sich zuvor bereits selbstständig ins Krankenhaus begeben, erklärte Kirstein. Von diesen sei einer zumindest so schwer verletzt, dass er noch in der Nacht in eine andere Klinik notverlegt werden musste. Einem der beiden Verletzten, die sie am Tempodrom vorfanden, konnten die Notärzte nicht mehr helfen.
Wenige Minuten nach Mitternacht war der Einsatz der Feuerwehr direkt am Tempodrom beendet. Die Polizei begann mit umfangreichen Ermittlungsmaßnahmen. Dutzende Beamte durchsuchten die umliegenden Grünanlagen nach Spuren der bislang unbekannten Täter.
Untersucht wurde auch ein Auto einer Versicherung, das sich direkt am Tatort vor dem gläsernen Eingangsbereich des Tempodroms befand. Normalerweise stehen dort keine Autos, gelegentlich werden zu großen Veranstaltungen jedoch Werbefahrzeuge in diesem Bereich platziert.
Ob das auch auf den auffällig beklebten VW Golf zutraf oder ob dieser aus anderen Gründen am Tatort stand, musste die Polizei erst noch klären, wie ihr Sprecher dem Tagesspiegel in der Nacht sagte.
Besucher der Comedy-Show müssen Notausgang nehmen
Im zeltartigen Tempodrom fand am Abend eine türkische Comedy-Show statt, die um 20 Uhr begonnen hatte: die "Güldür Güldür Show". Die Veranstaltung wurde auf der Website des Hauses als "Fernsehklassiker" beworben. "Die altbekannte Comedy-Crew freut sich auf Euch!", hieß es weiter. "Ein Valentinstag, an dem wirklich nichts schief gehen kann..."
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Die Show fand in der großen Arena des Tempodroms statt, die je nach Konfiguration mehr als 3700 Zuschauer fassen kann. Wie viele sich die "Güldür Güldür Show" ansahen, war zunächst unklar. Im Tweet einer Besucherin war von mehr als 3000 Menschen die Rede; dafür gab es jedoch keine Bestätigung. Von einer großen Besucherzahl ist jedenfalls auszugehen. Die Verkehrsinformationszentrale hatte bereits am frühen Abend vor einem hohen Verkehrsaufkommen durch die anreisenden Zuschauer gewarnt.
Eine weitere Besucherin der Show berichtete dem Tagesspiegel, dass das Publikum kurz vor Ende der Veranstaltung durch den Notausgang das Tempodrom verlassen musste. Polizeisprecher Gassen erklärte, die Besucher hätten zunächst gar nichts von der Tat mitbekommen und seien schließlich ruhig aus dem Gebäude gegangen. Eine Panik habe es nicht gegeben. Ob die Tat in irgendeinem Zusammenhang zu der Show stand, war in der Nacht genauso unklar wie ihr Hergang.
Die Berliner Polizei musste in der Nacht zu Sonnabend noch einen weiteren ungewöhnlichen Einsatz bewältigen. In Marzahn starb ein Fußgänger, nachdem er beim Überqueren der Straße von einem Polizeiwagen im Einsatz angefahren worden war. Weil auch Kräfte aus der dortigen Direktion zum Tempodrom ausgerückt waren, mussten Polizisten aus anderen Bereichen nach Marzahn eilen, um die Unfallstelle abzusichern.
2020-02-15 08:03:00Z
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