
Coronavirus-Symptome, Schutz für sich selbst und andere – und vieles mehr. Unser Service mit häufig gestellten Fragen zu Virus, Epidemie und Umgang damit.
Die Zahl der Coronavirus-Fälle in Deutschland wächst, in Europa nimmt sie sogar stark zu. Wir haben die Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Ausbreitung des Virus zusammengestellt und geben einen Überblick, was Sie wissen müssen und wie Sie sich schützen können - bei einem möglichen Corona-Ausbruch, aber auch gegen Influenza, die derzeit umgeht.
Das reicht von der Frage, was ein Mundschutz bringt, welche Symptome auftreten können, was Sie im Fall einer Erkrankung machen können, bis hin zu der Frage, ob auch Ihr Haustier gefährdet ist. Die wichtigsten Hinweise, wie sich jeder effektiv schützen kann, vorweg: Regelmäßiges gründliches Händewaschen mit Seife, möglichst mehr als 1,50 Meter Abstand halten von Infizierten oder möglicherweise Infizierten, Vermeiden des Berührens von Mund, Nase und Augen mit den Händen. Und: Keine Panik! Die ist nie hilfreich, gut informiert und vorbereitet zu sein dagegen immer.
1. Was sind Coronaviren?
Coronaviren sind vergleichsweise große runde Viren, die eine Hülle besitzen. Die Viren erscheinen unter dem Elektronenmikroskop kronenartig (lateinisch: Corona). Forscher haben hunderte Arten von Coronaviren beschrieben. Sie können bei Säugetieren, Vögeln und Fischen sehr unterschiedliche Krankheiten verursachen. Wenn sie sich vermehren, kann sich auch ihr Erbgut verändern. Das kann dazu führen, dass sie von einer Art auf eine andere übergehen können – und so auch für Menschen gefährlich werden, obwohl sie bisher nur Tiere infiziert haben.
2. Was sind die Symptome der Erkrankung?
Die Symptome ähneln denen einer Erkältung, also etwa Kratzen im Hals und erhöhte Temperatur, allgemeines Unwohlsein. Zum Teil treten Durchfälle auf. Schnupfen wird vergleichsweise eher selten beobachtet. Bei schweren Verläufen mit massiver Virusvermehrung in den unteren Atemwegen tritt Atemnot auf.
3. Wie wird das Virus übertragen?
Wie bei anderen Erregern von Erkrankungen des Mund-Nase-Rachen-Lunge-Raumes meist auch, sind sowohl Schmierinfektionen als auch Tröpfcheninfektionen möglich. Welcher Weg die größere Rolle spielt, ist unklar.
4. Was ist eine Schmierinfektion?
Schmierinfektion erfolgt, wenn kontaminierte Personen oder Oberflächen etwa mit der Hand berührt werden und diese Hand dann etwa an die Nase, den Mund oder in die Augen fasst und auf diese Weise Viren dort an Schleimhäuten deponiert.
5. Was ist eine Tröpfcheninfektion?
Tröpfcheninfektion erfolgt über vor allem beim Niesen und Husten ausgestoßene, erregerbelastete Minitröpfchen. Aber auch schon beim Sprechen sind Übertragungen denkbar.
6. Kann man sich an importierten Waren oder Verpackungen infizieren?
Diese Möglichkeit ist nicht auszuschließen, das Risiko wird aber als sehr gering eingestuft. Begründet wird dies so: Die Viren können zwar, soweit bekannt, einige Zeit auf Oberflächen infektiös bleibend überdauern, allerdings sind sie dafür nicht besonders gut ausgestattet. Zudem hätten die Waren überhaupt mit großen Erregermengen kontaminiert werden müssen, was selbst in Epidemiegebieten alles andere als die Regel wäre.
7. Was bringt es, Verpackungen zu desinfizieren?
Im Zuge der allgemein erhöhten Hygiene spricht nichts dagegen, Warenverpackungen feucht und mit Reinigungsflüssigkeit abzuwischen. Die Verpackungen sofort sicher zu entsorgen und sich danach gründlich die Hände zu waschen ist ebenfalls empfehlenswert.
8. Wie schützt man sich persönlich am besten vor einer Infektion?
Regelmäßiges gründliches Händewaschen mit Seife, möglichst mehr als 1,50 Meter Abstand halten von Infizierten oder möglicherweise Infizierten, Vermeiden des Berührens von Mund, Nase und Augen mit den Händen gelten als wichtigste und effektivste Vorkehrungen. Dazu kommen zahlreiche weitere Möglichkeiten, die wir hier zusammengefasst haben.
9. Kann ich im Haushalt etwas tun, um mich zu schützen?
Zum Beispiel sollten Handtücher, auch zu Hause, nicht gemeinsam verwendet werden. Bei gemeinsamen Mahlzeiten sollten Gefäße und Besteck nicht gemeinsam benutzt werden (vor allem bei Kindern muss darauf geachtet werden). Da es sich kaum vermeiden lässt, etwa die Suppenkelle zu teilen, sollten auch nach dem Essen die Hände gewaschen werden.
10. Was sollte ich in öffentlichen Verkehrsmitteln beachten?
In öffentlichen Verkehrsmitteln und Gebäuden senkt das Tragen von Handschuhen, die möglichst täglich gewaschen und gewechselt werden sollten, das Risiko.
11. Was sollte ich im Büro beachten?
Von zahlreichen Menschen benutzte Griffe, etwa von Türen, Fenstern und Teeküchen-Schubladen, aber auch Wasserhähnen oder Knöpfe in Fahrstühlen, sind potenzielle Keimquellen. Hier sinkt das Risiko, wenn man sie mit Handschuhen öffnet und schließt, oder wenn möglich per Ellbogen, Schulter etc. Wenn der Kontakt mit der Hand unvermeidbar ist, kann man die Hände direkt danach waschen gehen.
12. Was sollten Arbeitgeber beachten?
Sie müssen Beschäftigten nicht nur erlauben, sondern diese anweisen, bei Infektionsverdacht zuhause zu bleiben und wenn möglich von dort zu arbeiten.
13. Schützen Mundmasken grundsätzlich vor einer Übertragung?
OP-Masken (Mund-Nase-Masken) senken durch ihre Filtereigenschaften in Gegenwart von Infizierten das Übertragungsrisiko für die tragende Person, wenn sie richtig - also enganliegend - getragen werden, signifikant, aber nicht annähernd vollständig.
Aber: Die Masken senken durch ihre Filtereigenschaften massiv das Übertragungsrisiko für andere, wenn sie von Infizierten getragen werden. Dafür sind sie auch ursprünglich konzipiert. Sie sollen im Krankenhaus, und speziell im OP-Saal, Patienten vor Keimen des Pflegepersonals und der Ärzte schützen.
14. Was sollte ich noch zum Schutz durch Mundmasken wissen?
Der Schutz durch die Masken lässt nach, wenn sie zu lange getragen werden. Er kann sich dann sogar in ein Infektionsrisiko umkehren. Das gilt auch, wenn sie nicht sicher entsorgt werden, Menschen also mit kontaminierten Masken Kontakt haben könnten. Details dazu weiter unten.
15. Ist es empfehlenswert einen Mundschutz zu tragen?
Jenseits der Filtereigenschaften gelten die Masken indirekt als ausgesprochen effektiver Schutz, weil sie verhindern, dass Trägerin oder Träger mit möglicherweise kontaminierten Händen Nase und Mund berühren. Wird zusätzlich noch vermieden, sich in die Augen zu fassen, sinkt nach Expertenmeinung das Risiko einer Schmierinfektion auf annähernd Null. Kritiker hingegen warnen, die Masken könnten psychologisch ein zu starkes Schutzgefühl suggerieren und Träger dazu verleiten, andere wichtige Hygieneregeln oder das Abstandhalten zu vernachlässigen.
16. Wie lange darf ich eine Schutzmaske tragen, kann ich sie notfalls waschen?
Normale Schutzmasken sollten maximal einen Tag getragen werden, und möglichst nur, wenn man sie wirklich braucht, also in unmittelbarer Nähe anderer und nicht etwa beim Müllrunterbringen oder Joggen oder dergleichen. Waschen beeinträchtigt die Wirksamkeit der Masken, setzt sie aber nicht auf Null. Ähnliches gilt für Einsprühen mit Desinfektionsspray. FFP-Respiratoren (siehe unten) können länger und häufiger verwendet werden.
17. Wie genau entsorge ich Schutzmasken?
Die Masken können mit Erregern kontaminiert sein, sowohl außen als auch innen. Entsprechend vorsichtig sollte man mit ihnen umgehen. Schutzmasken sollten im normalen Hausmüll, entweder in einem zugebundenen Müllsack oder eingewickelt etwa in Küchenpapier, entsorgt werden. Danach gründlich Händewaschen.
18. Was steckt hinter den Begriffen FFP2 und FFP3 beim Mundschutz?
Es handelt sich dabei um so genannte Respiratoren mit der Spezifikation FFP2 oder FFP3. Es sind Atemschutzmasken mit Filter und Ventil, die einen etwas besseren Schutz bieten als herkömmliche Atemmasken. Sie müssen aber auch von Hand besonders an das Gesicht angepasst werden, um sie möglichst dicht zu halten.
19. Wie schütze ich andere am besten?
Die so genannte Husten- und Nies-Etikette sollte bestmöglich eingehalten werden: Wenn man husten oder niesen muss, dann deutlichen Abstand von anderen nehmen, möglichst ein Taschentuch oder auch die textilbedeckte Ellenbeuge nutzen, um Tröpfchen aufzufangen. Wer an einer Atemwegsinfektion erkrankt ist, sollte Menschenansammlungen – und damit auch den öffentlichen Nahverkehr, das Kino, etc., meiden. Auf die Auslagen im Supermarkt zu husten ist ebenso zu vermeiden wie sich mit Paracetamol gedopt auf eine Party oder in eine Besprechung zu schleppen. Davon, sich zur Begrüßung die Hände zu schütteln, sowie von anderen mit engem Kontakt verbundenen Begrüßungs- und Abschiedsritualen sollte man absehen.
20. Wie lang ist die Inkubationszeit?
Die Zeitspanne zwischen Übertragung des Erregers und Ausbruch der Krankheit kann nach derzeitigen Annahmen bis zu 14 Tage betragen. Man muss allerdings hier zwei weitere Aspekte nennen: Einerseits gibt es zumindest ein paar Hinweise darauf, dass es in Ausnahmefällen auch länger dauern kann. Zudem sagt die Inkubationszeit nichts darüber aus, wie lange Personen, die gar nicht spürbar oder erkennbar erkranken, aber infiziert sind, infektiös bleiben. Die Erfahrung mit anderen Erregern legt nahe, dass solche Leute das Virus sogar über längere Zeiträume weitergeben können.
21. Was steckt hinter dem Begriff Sars-CoV-2?
Der derzeit als „das Coronavirus“ bezeichnete Erreger heißt offiziell Sars-CoV-2. Er ist höchstwahrscheinlich von Tieren auf den Menschen übergegangen. Soweit bekannt, geschah dies auf einem Markt im chinesischen Wuhan, wo lebende Tiere verkauft wurden. Man geht derzeit davon aus, dass Fledermäuse der natürliche Wirt sind und der Erreger über einen anderen tierischen Zwischenwirt in Menschen gelangt ist.
22. Was steckt hinter dem Begriff Covid-19?
Die Krankheit, die von dem Virus Sars-CoV-2 ausgelöst wird, heißt offiziell Covid-19 (Coronavirus Disease 2019).
23. Wie bedrohlich ist die Erkrankung Covid-19?
Es ist – beispielsweise an zwei Personen, die aus Wuhan nach Deutschland ausgeflogen worden waren - nachgewiesen, dass Personen infiziert sein und mit dem Virus fertig werden können, fast ohne oder komplett ohne Symptome zu zeigen. Auch Personen, die Symptome zeigen, erkranken meist nicht ernsthaft. Bei einem kleinen Prozentsatz, der noch immer nicht verlässlich festgesetzt werden kann, kommt es aber zu ernsthaften Verläufen.
Diese erfordern intensivmedizinische Behandlung, etwa Beatmung und Flüssigkeitszufuhr per „Tropf“. Auch Antibiotikagaben können aufgrund von bakteriellen Infektionen, die sich wegen des geschwächten Immunsystems und der angegriffenen Lungengewebe dann auch häufiger einstellen, notwendig werden.
24. Was ist der Unterschied zwischen Corona und einer Grippe?
Die Symptome sind teilweise gleich oder ähnlich, wobei starker Schupfen für Covid-19-Erkrankungen aber untypisch ist. Die Unterschiede liegen unter anderem im molekularen Mechanismus, über den die Viren sich Zugang zu den Zellen ihres Wirtes verschaffen - und wo im Atemtrakt sie dies tun.
So befällt das neue Coronavirus in einer Erkrankungssymptome hervorbringenden Weise offenbar praktisch nur Lungenzellen tief in den Bronchien, während Grippe sich eher in den oberen Atemwegen abspielt und nur in relativ wenigen Fällen auch diese Bereiche schwerwiegend betrifft. Sars-CoV-2 verhält sich damit eigentlich untypisch im Vergleich zu vielen anderen Viren seiner Familie. Denn solche Coronaviren lösen normalerweise die häufigen, mild verlaufenden Erkältungen aus, bei denen nur Hals und Nase betroffen sind.
25. Gibt es besondere Risikogruppen?
Den überwiegenden Anteil der Coronavirus-Todesfällen machen ältere Personen mit Vorerkrankungen aus. Zudem scheint die Krankheit für Männer gefährlicher zu sein als für Frauen. Doch auch hier ist die Datenlage noch nicht ausreichend.
26. Wie funktioniert ein Coronavirus-Test?
Da die Krankheit vor allem das tiefere Lungengewebe befällt, gilt aus infektionsmedizinischer Sicht eigentlich Auswurf aus diesen Bereichen als erforderlich. Tatsächlich - da Infizierte nur in Ausnahmefällen auf diese Weise husten - wird aber mit Rachenabstrichen gearbeitet.
Hier ist es wichtig, wirklich im hinteren Rachenbereich sekundenlang mit spürbarem Druck mit dem Wattestäbchen über die Schleimhaut zu streichen. Ob dies in allen Fällen vom Personal so ausgeführt wird, daran zweifeln, so sagte die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek kürzlich dem Tagesspiegel, viele Infektionsmediziner.
27. Was passiert mit dem Abstrich?
Ist der Abstrich erfolgt, sind spezialisierte Labore in der Lage, ein Vorhandensein des Virus anhand seines Erbmaterials nachzuweisen. Ob es sich tatsächlich um infektiöse Viren oder vielleicht nur um übriggebliebenes Erbmaterial nach überstandener Infektion handelt, lässt sich so aber nicht unterscheiden. Es ist aber wahrscheinlich, dass es sich dann um aktive Viren handelt.
Für den tatsächlichen Nachweis wäre es eigentlich notwendig, zu versuchen, die Viren in Zellkulturen anzuzüchten. Das kann nur in Ausnahmefällen gemacht werden. Fällt bei bestehender grippeartiger Erkrankung der Test negativ aus, ist es hochwahrscheinlich, dass die Symptome nicht von Sars-CoV-19 ausgelöst werden.
28. Infektionsverdacht - was soll ich tun?
Zuallererst sollte man Vorkehrungen treffen, andere vor einer möglichen Übertragung zu schützen (siehe dazu unsere ausführliche Liste solcher möglicher Vorkehrungen und Verhaltensweisen). Dazu gehört auch, möglichst nicht die Hausarztpraxis aufzusuchen und sich dort inmitten anderer Wartender aufzuhalten. Man kann in der Hausarztpraxis anrufen und die Situation mit Arzt, Ärztin oder Personal besprechen und sich hinsichtlich des weiteren Vorgehens beraten lassen.
Manche Ärzte machen Hausbesuche und können auch einen Abstrich vornehmen. Auch in der Rettungsstelle des nächsten Krankenhauses kann man anrufen, besonders, wenn man schwerere Symptome zeigt. In Berlin existiert eine zentrale Hotline (030 9028 2828), die derzeit zwischen 8 und 20 Uhr täglich besetzt ist. Das Robert Koch-Institut bietet zudem ein Online-Tool, in dem über die Postleitzahl deutschlandweit lokale und regionale Ansprechstellen ausgespielt werden.
29. Gibt es Ärzte oder Krankenhäuser, die auf Corona-Patienten besonders gut vorbereitet sind?
Patienten mit schweren Corona-Symptomen müssen aufgrund ihrer Infektiosität isoliert und aufgrund ihrer schweren Symptome intensivmedizinisch versorgt werden. Das ist auf Intensivstationen in fast jedem allgemeinversorgenden Krankenhaus grundsätzlich möglich. Auch zusätzliche Isolierbetten bereitzustellen oder ganze Stationen für diesen Zweck abzutrennen, ist denkbar.
30. Was muss ich bei Haustieren beachten?
Bis jetzt gibt es weder Hinweise, dass Haustiere wie Hunde oder Katzen an Covid-19 erkranken oder es übertragen. Wie so vieles im Kontext dieser Epidemie ist dies auch nicht auszuschließen, aber die normale Hygiene, die ohnehin im Umgang mit Tieren gelten sollte, wird von Fachleuten als ausreichend angesehen.
31. Kann das Coronavirus über Fäkalien übertragen werden?
Dazu gibt es bis jetzt wenige Daten. Sicher ist, dass Virenmaterial über den Darm ausgeschieden wird. Ob es sich dabei um vermehrungsfähige Erreger handelt oder nur durch Verdauungsenzyme und ähnliches schon zerlegten molekularen Schrott, ist unklar. Eine einzelne kürzlich veröffentlichte Untersuchung legt aber nahe, dass Stuhl infektiös sein könnte.
Zumindest konnte eine Arbeitsgruppe der chinesischen Gesundheitsbehörde China-CDC unter dem Elektronenmikroskop ein aus einer Stuhlprobe einer erkrankten Person isoliertes Virus nachweisen, das so aussah, als ob es vermehrungsfähig war. Der eigentliche Nachweis, der nur über die Anzüchtung von Viren in Zellen unter Laborbedingungen möglich ist, ist aber nicht erbracht. Trotzdem empfiehlt sich auch auf der Toilette besonders auf Hygiene zu achten.
32. Ist Deutschland auf einen großen Ausbruch vorbereitet?
„Bestmöglich“ lautet die Antwort, die Gesundheitsminister Jens Spahn nun schon mehrfach gegeben hat. Bestmöglich muss aber nicht unbedingt auch „sehr gut“ bedeuten.
So meldete sich kürzlich eine Berliner Amtsärztin zu Wort, die in einer solchen Situation die Behörden als überfordert einschätzt, vor allem, weil viele amtsärztliche Stellen in Berlin nicht besetzt sind. Ob die derzeit geltende Praxis, was als Kriterien für eine mögliche Infektion und einen Test angesehen wird, ausreicht, wird auch von manchen Fachleuten bezweifelt.
Das föderale System erschwert zudem Koordinierung und Zusammenführung von Daten. So war es etwa in einer Recherche des Tagessspiegels nicht möglich, trotz zahlreicher Anfragen konkrete und flächendeckende Angaben zur Zahl der in Deutschland im Ernstfall zur Verfügung stehenden Isolationsbetten und der Verfügbarkeit von zusätzlich benötigtem medizinischem Personal zu bekommen. Ein Faktor könnte auch die Demographie sein, da es in Deutschland vergleichsweise viele alte Menschen mit bestehenden Erkrankungen gibt, welche als Hauptrisikogruppe für lebensbedrohliche Verläufe gelten.
33. Ist China beim Umgang mit dem Virus ein Vorbild für Deutschland?
Drakonische, und offenbar effektive Maßnahmen wie in China sind in Deutschland kaum vorstellbar. Grundsätzlich ist Deutschland allerdings, was die medizinische Versorgung und Kapazitäten in Krankenhäusern angeht, gut aufgestellt. Katastrophenschutzorganisationen wären auch in der Lage, im Ernstfall zusätzliche Unterbringungskapazitäten für Erkrankte zu schaffen. Auch großangelegte, länderübergreifende Übungen zur Simulation einer Pandemie hat es bereits gegeben.
34. Worin unterscheidet sich Covid-19 von Sars?
Obwohl die Erreger von Sars und Covid-19 sich ähneln, unterscheiden sie sich offenbar in einigen relevanten Eigenschaften. Hier ist wissenschaftlich noch längst nicht alles verstanden. Möglicherweise ist Sars-CoV-2 infektiöser - virulenter - als Sars. Und eine entscheidende Rolle könnte spielen, dass anders als bei Sars das Virus offenbar auch von Personen, die keine oder nur sehr milde Symptome zeigen, übertragen werden kann.
35. Warum ist Covid-19 noch nicht eingedämmt?
Die oben genannten Eigenschaften von Covid-19 machen es fast unmöglich, die Krankheit auf die Weise, wie es bei Sars gelungen ist, einzudämmen, nämlich über die Isolierung von Erkrankten. Trotzdem spielt diese Strategie eine wichtige Rolle, um Ausbrüche einzudämmen. In Wuhan etwa wird die offenbar zurückgehende Zahl von Neuinfektionen auch darauf zurückgeführt.
36. Kann man eine Stadt wie Berlin abriegeln? Und was bringt das?
Die Diskussion hierrüber ist komplex. Allein die Logistik einer solchen Aktion wäre extrem kompliziert, der Personal- und Materialaufwand immens, die Rechtmäßigkeit Gegenstand dann im Schnellverfahren nötiger Gerichtsentscheidungen. Die rechtliche Grundlage bildet vor allem das Infektionsschutzgesetz.
Studien zeigen, dass Abriegelungen, Grenzschließungen und ähnliches nur bedingt effektiv sind und sich als kontraproduktiv erweisen können. Problematisch ist etwa, dass hierdurch auch ein Klima erzeugt wird, das Einzelne zu verheimlichendem Umgang mit Symptomen veranlassen kann, was absolut nicht gewollt sein kann. Außerdem ist davon auszugehen, dass bei einer eventuell im Raum stehenden oder bevorstehenden Abriegelung viele noch versuchen werden, aus der Stadt herauszukommen
Auch Wuhan haben offenbar aus diesem Grund kurz vor der Abriegelung noch tausende Menschen verlassen. All das kann zu allgemeinem Chaos führen, aber auch dazu, dass eigentlich notwendige Abklärungen von Symptomen nicht erfolgen und sich das Virus auf diese Weise weiterverbreitet und Patienten sich selbst die nötige Behandlung vorenthalten. In einem freien Land wird bezüglich der Vermeidung von Neuinfektionen sehr viel vom möglichst verantwortlichen und verantwortungsvollen Verhalten von einzelnen Bürgern, Institutionen und Unternehmen abhängen.
37. Was bedeuten Letalität, Mortalität und Virulenz?
Letalität ist die Rate der Todesfälle bezogen auf die Gesamtzahl der Erkrankten oder bezogen auf die Gesamtzahl der Infizierten. Im Englischen wird hier auch der Begriff der "case fatality rate" (CFR) benutzt. Wie hoch diese bei diesem Virus liegt, ist nach wie vor unklar. In einer Pressekonferenz der WHO gab der Vorsitzende einer "Joint Mission" zur Untersuchung der Situation in China, Bruce Aylward, für die Provinz Hubei eine CFR zwischen zwei und vier Prozent an, für Regionen abseits von Hubei 0,7 Prozent. Sie könnte aber, falls viele Infektionen aufgrund fehlender oder nur leichter Symptome unerkannt bleiben sollten, auch deutlich niedriger liegen.
Mortalität ist, anders als Letalität oder CFR, schlicht die generelle Sterberate innerhalb der Bevölkerung oder einer Bevölkerungsgruppe, unabhängig von spezifischen Faktoren wie etwa Erkrankungen und Infektionen. Das bedeutet, dass etwa ein Virus mit hoher Letalität auch die Mortalität erhöht, während etwa eine plötzlich verfügbar werdende Impfung die Mortalität dann wieder senken könnte.
Virulenz ist das Ausmaß der Pathogenität, also das krankmachende Potenzial eines Erregers. Je höher die Virulenz eines Erregers, desto höher ist normalerweise auch die Letalität beim Menschen, aber nicht notwendigerweise. In anderen Definitionen wird Virulenz auch als Ausmaß der Infektiosität unabhängig von der Schwere der resultierenden Erkrankung benutzt.
38. Lässt sich absehen, wann die Epidemie vorüber sein wird?
Nein. Selbst in China, wo die Zahl der Neuerkrankungen zurückgeht, ist nicht sicher, dass nun mit einem baldigen Ende zu rechnen ist. Bei Lockerung der einschränkenden staatlichen Maßnahmen etwa, die irgendwann nötig sein werden, könnten Neuinfektionen und auch Todesfälle auch wieder zunehmen. Für Europa und Deutschland sind Vorhersagen derzeit unmöglich.
Fachleute gehen aber davon aus, dass die Fallzahlen zunächst steigen werden. Ob die Epidemie zumindest einigermaßen eingedämmt werden kann, wird von vielen Faktoren abhängen. Dazu gehört, ob sich große Teile der Bevölkerung an Infektions-Vorbeugungs-Ratschläge halten oder nicht, ob die Behörden situationsabhängig richtig entscheiden, etwa bezüglich der Schließung von Gemeinschaftseinrichtungen oder Reisebeschränkungen, und wie früh es im Durchschnitt gelingt, infektiöse Personen zu isolieren.
Auch Mutationen des Erregers können eine Rolle spielen - auch in wünschenswerter Weise. So gibt es immer wieder Beispiele, dass das Ende einer Epidemie eindeutig mit einer verringerten Virulenz des Erregers verknüpft ist. Auch Faktoren wie Wetter und Jahreszeit spielen bei vielen Erregern eine Rolle, bei der saisonalen Grippe etwa. Inwiefern dies bei diesem Coronavirus von Bedeutung sein wird, ist noch unbekannt. Es gibt aber Grund zur Annahme, dass es zumindest einen gewissen entlastenden Effekt in diese Richtung geben könnte. Zum einen nimmt die Tendenz, dass Menschen sich eng beieinander in nicht oder schlecht belüfteten Räumen aufhalten, in der wärmeren Jahreszeit ab. Das kann zu seltenerer Übertragung beitragen. Dazu kommt, dass ausgehustete oder -genieste Minitröpfchen aus rein physikalischen Gründen in wärmerer, feuchterer Sommerluft schneller zu Boden sinken – und damit aus dem Bereich, in dem sie eingeatmet werden können - als bei niedrigen Temperaturen und geringerer Luftfeuchtigkeit.
39. Was sind Viren überhaupt?
Viren sind winzige Strukturen, die Erbgut (DNA oder RNA) enthalten, aber nicht als eigenständige Lebewesen gelten. Sie können sich nur in anderen Zellen vermehren und nutzen dafür deren Stoffwechsel. Wirtsorganismen können Bakterien sein, aber auch Archaebakterien, Pilze und andere kernhaltige Ein- und Mehrzeller – von Pantoffeltierchen und Pflanzen bis hin zum Menschen. Entdeckt wurden Viren Ende des 19. Jahrhunderts. Das erste war eines, das Tabakpflanzen befällt: das noch heute in der Forschung sehr bedeutsame Tabak-Mosaikvirus.
40. Warum lösen Viren Krankheiten aus?
Eine Infektion mit einem Virus kann für den befallenen Organismus unproblematisch sein, aber auch bedrohlich. So fangen sich Menschen im Laufe ihres Lebens jede Menge verschiedene Viren ein. Selbst wenn das Immunsystem sie nicht sofort neutralisiert, haben viele keine oder kaum Auswirkungen. Andere, das Tollwutvirus etwa, sind in fast 100 Prozent der Fälle tödlich. Eine Hypothese, warum manche Viren sehr krank machen, ist, dass dies im Interesse des Virus ist, weil es seine Ausbreitung erleichtert – etwa durch Husten. Dem widerspricht aber, dass ganz ähnliche Viren sich hier sehr unterschiedlich verhalten.
Damit ein Virus sich verbreiten kann, muss es seine Wirtszelle zerstören, und viele zerstörte Zellen bedeuten Entzündung und meist auch erhöhte "Gift"-Konzentrationen, unter anderem ausgelöst durch das sterbende Gewebe, was zu Krankheitssymptomen führt.
Tatsächlich scheint eine so genannte evolutionäre Strategie von Viren zu sein, eine Balance zwischen Schädigung des Organismus und Schonung desselben zu finden. Denn ein sofort sterbender Wirt ist kein gutes Vehikel für die Weiterverbreitung. Zu wenig Zellzerstörung und damit Freisetzung von Viren ist aber ein ebenso limitierender Faktor.
Hier könnte auch ein Grund liegen, warum neu vom Tier auf den Menschen übergesprungene Viren sehr gefährlich sein können. Denn eine solche Balance muss sich eben erst über lange evolutionäre Zeiträume ausbilden.
2020-02-27 10:08:00Z
https://news.google.com/__i/rss/rd/articles/CBMijQFodHRwczovL3d3dy50YWdlc3NwaWVnZWwuZGUvd2lzc2VuL2Nvcm9uYXZpcnVzLXN5bXB0b21lLXNjaHV0ei11ZWJlcnRyYWd1bmctNDAtd2ljaHRpZ2UtZnJhZ2VuLXVuZC1hbnR3b3J0ZW4tenVyLXZpcnVzLWVwaWRlbWllLzI1NTgzOTAyLmh0bWzSAQA?oc=5
Lesen Sie später weiter >>>>
Bagikan Berita Ini
0 Response to "Coronavirus-Symptome, Schutz, Übertragung: 40 wichtige Fragen und Antworten zur Virus-Epidemie - Tagesspiegel"
Post a Comment