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„Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau“: WDR macht Radio-Sondersendung zum viel kritisierten Satirevideo - Tagesspiegel

„Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau“: WDR macht Radio-Sondersendung zum viel kritisierten Satirevideo - Tagesspiegel

Mit einem umgeschriebenen Kinderlied wollte WDR 2 die „zuweilen hysterische Klimadiskussion“ satirisch überspitzen. Es folgte ein Tag im Empörungssturm.

Der WDR-Kinderchor aus Dortmund in dem nun zurückgezogenen Video.Foto: Screenshot

Der WDR macht zur Kritik an seinem Satirelied „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ eine Radio-Sondersendung mit Publikumsbeteiligung. In der Sendung auf WDR 2 am Samstag (18.05 Uhr) stelle sich WDR-2-Chef Jochen Rausch einer „sachlichen Kritik und Fragen“, teilte der Sender mit. „Ich kann den Ärger und die verletzten Gefühle vieler Menschen nachvollziehen und bedauere das“, erklärte Rauch. Vor allem Textzeile: „Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau“ war kritisiert worden, unter anderem vom NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet. „Jung gegen Alt zu instrumentalisieren ist nicht akzeptabel“, twitterte er.

Ähnliche Kritik kam von vielen Seiten: Die Deutsche Stiftung Patientenschutz begrüßte es, dass der WDR das Video inzwischen von seiner Facebook- und Internetseite gelöscht hat. „Jedoch ist das Thema nicht aus der Welt“, sagte Vorstand Eugen Brysch am Samstag der Katholischen Nachrichten-Agentur: „Deshalb muss sich die Gesellschaft auf allen Ebenen vor Diskriminierung hüten. Generationengerechtigkeit kann nur gelingen, wenn Bilder und Sprache nicht als Waffe genutzt werden.“

Ein Kinderchor aus Dortmund singt in dem Video zur Melodie von „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ davon, wie diese Oma dabei jeden Monat tausend Liter Sprit verbraucht. Es folgen Strophen darüber, wie sie mit ihrem SUV „zwei Opis mit Rollator“ überfährt und sich „jeden Tag ein Kotelett“ brät, weil „Discounterfleisch so gut wie gar nix kostet“.

Die Aktion sollte, wie der Sender in einem Facebook-Post erklärt, eine Satire auf die „zuweilen hysterische Klimadiskussion“ sein. Die kam nicht gut an. Es hagelte Kritik in den sozialen Medien.

Der Sender löschte das Video auf seinen eigenen Kanälen wieder, es ist aber weiterhin auf anderen Portalen zu finden.

Die Kritiker empörten sich aus mehreren Gründen. Zahlreiche User warfen dem WDR bei Facebook und Twitter vor, die Kinder ideologisch zu instrumentalisieren.

Dabei verglichen sie den Sender teilweise mit dem DDR-Fernsehen oder beschimpften die Journalisten aufs Heftigste. In einem Facebook-Kommentar heißt es: „Wünsche dieser Drecksbande für 2020 und kommende Jahre die Pest am Hals und das die Figuren elend verrecken. Hoffe, dass man diesen Abschaum der Menschheit den Hals umdreht“ (sic). Es gab zudem zahlreiche Vergleiche mit Kindererziehung in Diktaturen, etwa unter dem kambodschanischen Herrscher Pol Pot, aber auch mit der Hitler-Jugend und der FDJ oder Umerziehungslagern für Uiguren in China.

Zahlreiche Nutzer störten sich aber vor allem an dem Wort „Umweltsau“, mit dem die Oma bezeichnet wird. Sie empfinden den Ausdruck etwa als „unflätig und respektlos“. So wiegele man die Generationen gegeneinander auf. Viele Menschen erinnerten daran, dass gerade die ältere Generation nachhaltiger gelebt habe als die jüngere von Heute.

Ähnliche Reaktionen hatte vor wenigen Tagen ein Tweet des deutschen Ablegers von „Fridays for Future“ (FFF) ausgelöst, in dem – angeblich satirisch – gefragt wurde: „Warum reden uns die Großeltern eigentlich immer noch jedes Jahr rein? Die sind doch eh bald nicht mehr dabei.“

Bei Twitter trendet das Thema unter dem Hashtag #Umweltsau. Über den Kurznachrichtendienst äußern sich auch Nutzer, die sich nach eigenen Angaben für den Klimaschutz engagieren, kritisch gegenüber dem Tonfall im WDR-Video – Beleidigungen seien destruktiv.

Ein Nutzer kommentiert die vielen Hinweise auf die nachhaltig lebende Großeltern-Generation, die man in dem Lied beleidige: So alt seien die in dem Lied gemeinten Großeltern nicht, wenn es die der singenden Kinder sein sollen. In dem Songtext „stecke schon wahres drin“.

Das Löschen des Videos wiederum wurde von manchen Nutzern in den Facebook-Kommentaren unter der Erklärung des WDR als „Einknicken vor dem rechten Mob“ und Einknicken nach einem „Shitstorm von Neofaschisten“ gewertet.

Bleibt die Frage, was der WDR mit dem Lied bezweckte. Der Sender bezeichnete die Klimadiskussion in seinem Erklärungs-Post selbst als „zuweilen hysterisch“, und dies habe das Lied satirisch überspitzen wollen. Der Post erklärt nicht, was genau der WDR hysterisch findet. Und ohne Erklärung ist es schwer zu erkennen. Das Video macht sich offenbar nicht lustig über die Debatte selbst, über die gesellschaftliche Spaltung in Klimaschutz-Befürworter und die, die Klimaschutz-Befürworter hassen.

Es wirkte eher so, als ginge es tatsächlich um die ältere Generation und eine ihnen vorgeworfene Ignoranz in Sachen Klimaschutz. Einzig der ungenierte Gebrauch des Wortes „Umweltsau“ könnte in seiner Heftigkeit darauf hinweisen, dass dies eine Satire auf als übertrieben empfundene Forderungen von Klimaaktivisten oder vielleicht auf den kritisierten Großeltern-Tweet von FFF sein soll. Das müsste aber deren Gegnern gefallen, was offenbar ja nicht der Fall ist.

Vielleicht ist die Uneindeutigkeit ein Hinweis darauf, dass dies keine brillante Satire war. (Tsp/KNA/dpa)

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2019-12-28 16:03:00Z
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