vonFranziska Schwarzschließen
Der Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen debattiert im ZDF über Flüchtlinge und Medienberichterstattung - und treibt den Blutdruck von Moderator Markus Lanz in die Höhe.
- Hans-Georg Maaßen war im Talk von Markus Lanz (ZDF) zu Gast.
- Der ehemalige Verfassungsschutzchef nach umstrittenen Äußerungen zu den Vorfällen in Chemnitz seines Amtes enthoben.
- In der Sendung kritisiert Maaßen vor allem die Berichterstattung der Medien.
Maaßen war bis November 2018 Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz.Doch als er nach der Tötung eines Deutschen in Chemnitz anzweifelte, dass es zu „Hetzjagden“ auf Ausländer gekommen sei, löste er eine GroKo-Krise aus. Maaßen stachelte erst auf und wiegelte dann in der „Hetzjagden“-Debatte ab. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) schickte Maaßen schließlich in den einstweiligen Ruhestand.
Markus Lanz (ZDF): Maaßen möchte nicht von „Fehlern“ sprechen
Markus Lanz will von Hans-Georg Maaßen nun wissen, ob er Fehler gemacht habe. Es seien nicht „Fehler mit Auswirkungen“ gewesen, ist dessen Antwort, auch wenn er heute einiges anders machen würde. „Man macht tausende Fehler“, weicht Maaßen aus - wenn man falsche Kommas setze zum Beispiel. Lanz scheint irritiert über diese vermeintliche Witzigkeit - und das ist nur der Einstieg in eine Sendung, in deren Verlauf Maaßen mehrmals fast schreit und Lanz teils um Fassung ringt.
Die Reaktionen in den sozialen Medien kommen prompt. Einige feiern Maaßen und schimpfen über „linken Gesinnungsjournalismus“. Andere sind ähnlich fassungslos wie Lanz. „Der Mann war mal Präsident des Bundesverfassungsschutzes. Wer wissen möchte, was falsch läuft in unserem Land: Das“, twittert ein Leser, ein anderer schreibt: „Wer Maaßen bei #Lanz zusieht, den kann es nur schütteln, dass dieser Mann sechs Jahre lang der oberste Verfassungshüter dieses Landes war.“
Der Mann war mal Präsident des Bundesverfassungsschutzes.
Wer wissen möchte, was falsch läuft in unserem Land: Das.#Maaßen#Lanz
— Stephan Anpalagan (@stephanpalagan) December 17, 2019
Sein umstrittenes Bild-Interview, in dem er Hetzjagden auf Ausländer bezweifelte, habe sich „so ergeben“, erzählt Maaßen auf Lanz‘ Nachfrage. Kein Zufall dagegen sind sicher Maaßens Äußerungen aus diesem Jahr. Der Politiker ist kein Freund der Zuwanderung. „Ich bin vor dreißig Jahren nicht der CDU beigetreten, damit heute 1,8 Millionen Araber nach Deutschland kommen“, sagte Maaßen bei einem Auftritt vor dem CDU-Ortsverband Weinheim.
Video: Rechte sollen sich in Chemnitz zur "Jagd" verabredet haben
Lanz kritisiert Maaßen: „Araber! Das klingt doch wie AfD-Sprech“
„Araber! Das klingt doch wie AfD-Sprech“, konfrontiert ihn Lanz. Maaßen will das nicht nachvollziehen. Er spreche nur „Klartext“. Lanz gibt nicht auf. Maaßen verglich im Sommer auf Twitter die Rettung von Flüchtlingsbooten im Mittelmeer mit einem „Shuttle-Service“. Lanz findet das offenbar entsetzlich.
Lassen Sie sich nicht einreden, dass es sich um Seenotrettung handelt. Diese Migranten sind keine Schiffbrüchigen und keine Flüchtlinge. Sie haben als einwanderungswillige Ausländer die Schleuserboote bestiegen, um von einem Shuttle-Service nach Europa gebracht zu werden. (hgm) https://t.co/1l8CFWv39P
— Hans-Georg Maaßen (@HGMaassen) July 19, 2019
Doch Maaßen holt zum Rundumschlag aus. Er kritisiert die Medien, die bei der Flüchtlingskrise im Herbst 2015 tendenziös berichtet hätten. Die „Framing“ betreiben würden, indem sie Migranten als „Flüchtlinge“ bezeichneten. Framing meint, Sachverhalte mit gleichem Inhalt unterschiedlich zu umschreiben, und so das Verhalten des Zuhörers zu beeinflussen.
Man müsse differenzieren, wendet Lanz ein. Maaßen hebt die Stimme: „Wir müssen uns dem Migrationsproblem stellen. Wenn wir da zusammen kommen könnten heute, Herr Lanz, dann wären wir schon einen Schritt weiter!" Maaßen klatscht sich mit der Hand in die Handfläche: „Die Medien haben einen Fehler gemacht! Die haben über kleine Mädchen und ihre Mütter gesprochen - und viele, viele junge Männer sind gekommen."
Markus Lanz zu Maaßen: „Sie machen mich fertig“
Maaßen fährt fort: Wenn die Medien ihre Fehler zugeben würden, dann müsse er auch nicht über „Shuttle-Services“ reden. Ein kleines Lächeln huscht jetzt über sein Gesicht. „Jedenfalls über das Wort. Dann würde ich mir ein anderes Wort ausdenken.“ Jetzt lächelt Maaßen richtig.
Der ARD-Investigativjournalist Olaf Sundermeyer sitzt neben Maaßen und schüttelt während dieser Talk-Runde oft den Kopf. Er springt Lanz beim Thema Medienberichterstattung und Framing bei: „Das ist Desinformation. Wir sind jeden Tag unterwegs und bilden das ab, was die Leute denken.“
Als Maaßen, der sich bei der Debatte offenbar keinen Millimeter bewegen will, irgendwann fragt, ob man nicht „das Thema wechseln wolle“, kann sich Lanz nicht mehr zurückhalten: „Sie machen mich fertig.“ Ein Durchatmer und ein verzweifelt wirkendes Lächeln bei dem Moderator. Nach gut zwei Stunden beendet Lanz eine Sendung „die teils sehr hohen Blutdruck“ verursacht habe und bedankt sich mit einem kleinen Lachen bei Hans-Georg Maaßen, „der sich heute einer sehr lebhaften Diskussion gestellt hat“.
frs
2019-12-18 10:55:00Z
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