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Fall Marvin: Schon im Sommer gab es Hinweise auf Lars H. - BILD

Fall Marvin: Schon im Sommer gab es Hinweise auf Lars H. - BILD

Information kam im Zusammenhang mit „Aktenzeichen XY“

Lars H. (44) wird von Beamten zu einem vergitterten Transporter gebracht. Er sitzt inzwischen in Untersuchungshaft
Lars H. (44) wird von Beamten zu einem vergitterten Transporter gebracht. Er sitzt inzwischen in Untersuchungshaft

Recklinghausen (NRW) – Lars H. (44) sitzt seit dem Wochenende wegen des Verdachts einer schwerwiegenden Sexualstraftat in Untersuchungshaft. In seinem Schrank wurde am Freitag der seit zwei Jahren vermisste Marvin K. (15) gefunden.

Nun kommt heraus, dass man dem Verdächtigen womöglich schon schneller hätte auf die Schliche kommen können ...

Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber aus Recklinghausen zu BILD: „Die Duisburger Kollegen waren im Juli mit dem Vermisstenfall Marvin in der Sendung ,Aktenzeichen XY‘. Dort gab es einen öffentlichen Aufruf, Hinweise zu Marvin Aufenthaltsort zu geben.“

Im Juni 2017 verschwand Marvin K. aus einer Jugendhilfe-Einrichtung. Er war dort, weil er den Tod seines Vaters schwer verkraftete
Im Juni 2017 verschwand Marvin K. aus einer Jugendhilfe-Einrichtung. Er war dort, weil er den Tod seines Vaters schwer verkrafteteFoto: privat

Und weiter: „Im Rahmen dieser Sendung hat es offensichtlich einen Hinweis auf den Tatverdächtigen (Lars H., Anm. d. Red.) gegeben. Jetzt ist die Frage, wie dies abgearbeitet wurde.“

Derzeit werde polizeiintern sowie justiziell geprüft, ob durch das Polizeipräsidium Duisburg diesem Hinweis mit der gebotenen Konsequenz nachgegangen wurde, so Wilming-Weber.

Eine 18-köpfige Ermittlungskommission arbeitet auch über die Weihnachtsfeiertage.

Die Polizei Duisburg räumte einen Fehler ein. Deren Sprecher Stefan Hausch zu BILD: „Wir sind darauf aufmerksam gemacht worden, dass es nach der Sendung einen Hinweis gab. Deshalb haben wir ja auch Deutschland weit damit gefahndet. Warum es jetzt dazu kam, dass der Hinweis nicht sachgerecht abgearbeitet wurde, das können wir jetzt noch nicht sagen.“

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Man müsse nun abwarten, dass die Akte aus Recklinghausen zurückkommt, um dann genau zu schauen, was der Inhalt der Information war und dann müsse man die Abläufe der Hinweisbearbeitung kontrollieren.

Am 24. Juli wurde der Fall Marvin in einer Spezial-Sendung von „Aktenzeichen XY“ erzählt
Am 24. Juli wurde der Fall Marvin in einer Spezial-Sendung von „Aktenzeichen XY“ erzähltFoto: ZDF

Hausch weiter: „Wir müssen gucken, wo die Antennen hätten hochfahren müssen. Oder was der Grund dafür war, dass jemand gesagt hat, dies stelle ich zurück oder hat weniger Priorität. Das müssen wir genau eruieren. Erstmal steht der Fehler im Raum, da muss man zu stehen und dann die richtigen Schlüsse ziehen.“

Die Polizei hat auch die Staatsanwaltschaft Duisburg über den Vorfall in Kenntnis gesetzt.

Der unfassbare Fall

Zweieinhalb Jahre fehlte jede Spur von Marvin. Dann fanden Polizisten den vermissten Teenager lebend – im Schrank des mutmaßlichen Kinderschänders Lars H. in Recklinghausen.

Inzwischen gehen die Ermittler davon aus, dass Marvin mindestens die letzten zwei Jahre bei dem Verdächtigen lebte, der erst vor eineinhalb Jahren wegen Kinderpornographie verurteilt wurde.

BILD erfuhr: Schon im Juli 2016, ein knappes Jahr vor dem Verschwinden von Marvin, durchsuchten Beamte die Wohnung von Lars H., weil sie dort Kinderpornos vermuteten. Im März 2018 wurde er dann wegen Besitzes von Kinderpornos zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Da war Marvin offenbar bereits bei ihm.

Mit Atemschutzmasken tragen die Männer die Kartons mit dem stinkenden Inhalt in den Transporter
Mit Atemschutzmasken trugen die Männer die Kartons mit dem stinkenden Inhalt in den TransporterFoto: David Young

„Lars war ein Einzelgänger und Schläger“

Fest steht: Laut Nachbarn soll Lars H. im Jahr 2009 zu seinem Vater in die 50-Quadratmeter-Wohnung gezogen sein. Dieser zahlte offenbar auch die Miete. Ein ehemaliger Anwohner (43) zu BILD: „Lars war ein Einzelgänger und Schläger. Er hat mich auch bedroht, mir die Tür eingetreten. Er war einfach verrückt.“

Bei einer neuen Durchsuchung bei Lars H. am Freitag stießen Beamte schließlich auf den Schüler, stellten 50 Kisten Beweise und Datenträger sicher. Sie trugen Schutzmasken, weil es dort beißend nach Urin stank. Aus Kartons tropfte eine stinkende Flüssigkeit. Die Datenträger werden noch ausgewertet. Was sich darauf befindet, ob Marvin missbraucht wurde – dazu sagt die Polizei noch nichts.

Marvins Mutter Manuela B. (53) mit einem Foto ihres Sohnes
Marvins Mutter Manuela B. (53) zündete vor dem Foto ihres Sohnes eine Kerze anFoto: Andreas Wegener

Marvin ist weiter in einer jugendpsychiatrischen Einrichtung untergebracht, wird dort auch Weihnachten verbringen. Seine Mutter Manuela B. (53) will ihn besuchen, ihm neue Kleidung schenken. Für den vermeintlichen Kinderschänder empfindet sie Verachtung: „Ich weiß jetzt sogar, denke ich, wie sich Hass und Mordlust anfühlen.“

Und wie geht es mit Marvin weiter? „Die Entscheidung, was mit dem Jungen passiert, wird eine ärztliche sein und keine polizeiliche“, sagt ein Justizsprecher.

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Der Duisburger Marvin lebte 2017 in einer Jugendhilfe-Einrichtung in Oer-Erkenschwick (Kreis Recklinghausen), weil er mit dem Tod seines Vaters nicht klarkam. Am 11. Juni 2017 gegen 10 Uhr verabschiedete er sich bei den Erziehern und tauchte nicht mehr auf – bis jetzt.

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2019-12-24 10:21:04Z
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