
Dresden/Berlin. Nach dem spektakulärem Diebstahl im Historischen Grünen Gewölbe in Dresden gehen die Ermittler davon aus, dass Profis am Werk gewesen sind. Der Leiter der Sonderkommission „Epaulette“, Kriminalrat Olaf Richter, sagte am Dienstag: „Insgesamt sprechen die Umstände für eine zielgerichtete und vorbereitete Tat.“
Derweil kehrt Normalität in den Museumsalltag ein. Das Dresdner Residenzschloss hat am Mittwoch erstmals nach dem Juwelendiebstahl wieder geöffnet. Der Andrang der Besucher hielt sich in Grenzen: „Es sind weniger als normal nach dem regulären Schließtag“, sagte eine Mitarbeiterin an der Kasse im Kleinen Schlosshof.
Das Grüne Gewölbe bleibt noch geschlossen. In der barocken Schatzkammer der sächsischen Kurfürsten und Könige sind weiterhin Kriminaltechniker am Werk, um Spuren zu sichern. Nur Kunstexperten der Staatlichen Kunstsammlungen dürfen ins Juwelenzimmer.
Von den Tätern fehlt weiterhin jede Spur. Während auf einem Video einer Überwachungskamera zwei Täter zu sehen waren, gehen die Ermittler dennoch von vier Dieben aus. Die zwei weiteren Täter sollen sich außerhalb des Gebäudes aufgehalten haben, teilte die Polizeidirektion Dresden am Mittwoch mit. Mittlerweile seien 205 Hinweise zu dem Fall bei der Polizei eingegangen – und es würden immer mehr.
Die Ermittler sind sicher, dass der nahe der Autobahn in einer Tiefgarage in Brand gesetzte Wagen das Fluchtfahrzeug war. Im Wrack wurden Spuren vom Tatort gefunden. Auch das Feuer in einem Stromverteilerkasten in der Nähe des Museums stehe mit dem Einbruch am Montagfrüh in Verbindung. Er sei vorsätzlich angezündet worden, worauf die Straßenbeleuchtung in der Umgebung ausfiel.
Dresden: Diebstahl aus Grünem Gewölbe – Das Wichtigste in Kürze:
- Im Grünen Gewölbe in Dresden wurde eingebrochen
- Die Polizei geht von vier Tätern aus, die insgesamt drei Juwelengarnituren entwendeten
- Ein Video zeigt die Täter bei dem Einbruch
- Mit Äxten schlugen die beiden auf die Vitrinen ein
- Der Schaden ist kaum zu schätzen, weil „eine Art Weltkulturerbe“ verloren gegangen sei, wie der Direktor sagte
- Eine Spur der Ermittler führt nach Berlin
Einbruch in Grünes Gewölbe in Dresden – Soko prüft 91 Hinweise
Kunstexperten sehen eine neue Bedrohungslage für die Sicherheit der Museen. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, forderte angesichts dieser ganz spezifischen neuen Gefährdung eine Taskforce gemeinsam mit Sicherheitsexperten.
Die Polizei veröffentlichte am Montagabend ein Video der Überwachungskamera aus dem Grünen Gewölbe. Darauf zu sehen sind zwei Täter mit Taschenlampen und Äxten. Im Vordergrund sieht man einen Täter mehrfach auf eine Scheibe der Vitrinen einschlagen und die Vitrinentür schließlich aus der Verankerung reißen. Die Polizei erhofft sich von dem Video Hinweise auf die Täter.
Polizei prüft Verbindungen ins Clan-Milieu in Berlin
Ein erster Hinweis führt nach Berlin. Seit Montag stehen die Landeskriminalämter in Berlin und Sachsen in regem Austausch. Ein Polizeisprecher bestätigte der „Berliner Morgenpost“ Gespräche, wollte sich aber nicht näher äußern. Ein Grund des Austausches sind Art und Weise des Einbruchs ins Grüne Gewölbe, die an ähnliche Taten aus der Hauptstadt erinnern.
Zudem soll es weitere, nicht näher benannte Hinweise in das Umfeld Berliner Clans geben, denen die Behörden nachgehen.
In allen Fällen führten die Spuren ins Berliner Clanmilieu. Auch nach dem Einbruch ins Bode-Museum veröffentliche die Polizei ein Video der Tatverdächtigen. Die drei Hauptverdächtigen kommen alle aus dem Umfeld der Familie R.. Auf deren Schliche waren die Ermittler auch durch die Auswertung von Videomaterial gekommen, weil die darauf zu sehenden Menschen zum Teil einen sehr speziellen Gang hatten. Auch im aktuellen Fall aus Dresden sind die Aufnahmen sehr markant. So sind die Täter auffällig klein.
Dresden: Wert des Diebesgutes noch nicht klar
Noch unklar ist das Ausmaß des Verlusts, mit dem das berühmte barocke Schatzkammermuseum international in die Schlagzeilen geraten ist. „Sobald der Tatort freigegeben ist, werden wir die Sachen schnellstmöglich bergen und wissen, wie viel von den knapp 100 Objekten, die insgesamt in der Vitrine waren, nicht mehr da sind“, sagte Museumsdirektor Syndram. Die Tat bezeichnete er als „Super-Gau“.
Der Wert des Diebesgutes ist nach Aussage der Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlung Dresden, Marion Ackermann, „unermesslich“.
„Aus der einen Vitrine mit drei Garnituren sind noch relativ viele Werke verblieben“, sagte die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, am Montagabend im ZDF. „Die Täter konnten nicht alles mitnehmen, weil alle Objekte auch einzeln befestigt waren, sie waren mit Stichen vernäht mit dem Untergrund.“
Direktorin des Grünen Gewölbes: „Sehr komplexes“ Sicherheitssystem
Ackermann sprach von einem „sehr komplexen“ Sicherheitssystem im Residenzschloss. „Es sind mehrere Alarme ausgelöst worden, beim Einbruch selbst, durch die Bewegungsmelder im Raum, beim Aufbrechen der Vitrine und die Polizei ist beim ersten Alarm informiert worden“, sagte die Museumschefin. Das Sicherheitskonzept werde nun erneut gecheckt. „Es muss sicher geprüft werden, wie die Sicherheit noch gesteigert werden kann.“
So kamen die Täter ins Grüne Gewölbe
Die Täter stiegen über ein Fenster in das Gebäude ein. Eigentlich haben diese eine Vergitterung – die die Diebe durchtrennten. Auch die Fensterscheibe aus Sicherheitsglas konnten die Diebe brechen. Im Grünen Gewölbe seien sie anschließend „gezielt auf eine Vitrine“ zugegangen, hätten diese zertrümmert und daraus die Objekte entwendet, rekonstruierte der Leiter der Kriminalpolizei, Volker Lange, der nicht ausschließt, dass noch weitere Täter beteiligt waren.
Juwelendiebstahl: Das wurde alles gestohlen
- Beim Diebesgut handelt es sich um eine Brilliantgarnitur aus 37 Einzelteilen,
- eine Diamantrautengarnitur aus ebenfalls 37 Teilen
- und Diamantschmuck sowie Perlen der Königin – noch einmal 22 Teile.
Es handele sich um „eine Art Weltkulturerbe“, die verloren gegangen sei. „Es gibt nirgendwo in irgendeiner Sammlung in Europa eine Juwelengarnitur, die in dieser Qualität und Vollständigkeit erhalten ist“, betonte der Direktor des Grünen Gewölbes, Dirk Syndram.
Die Einbrecher hätten das Residenzschloss schließlich auf dem selben Weg wieder verlassen, so die Ermittler.
Der nächtliche Sicherheitsdienst, bestehend aus mehreren Personen, hatte den Einbruch in einer Sicherheitszentrale über Monitore mitbekommen. Statt selbst einzugreifen, riefen die Nachtwächter die Polizei, die fünf Minuten später, kurz nach 5 Uhr, am Grünen Gewölbe eintraf. Da waren die Täter bereits verschwunden.
Historische Sammlung in Dresden besteht seit 1723 – Objekte von hohem Wert
In der barocken Schatzkammer von August dem Starken – dieser legte die Sammlung zwischen 1723 und 1730 an – befinden sich wertvolle Objekte aus Gold, Silber und Edelstein. Darunter der größte grüne Diamant, der jemals gefunden wurde. Dieser hat 41 Karat und ist derzeit an das Metropolitan Museum of Art in New York ausgeliehen.
Alleine im betroffenen historischen Teil werden rund 3000 Objekte präsentiert. Diese stehen frei in den fast 300 Jahre alten Räumen.
Diebstahl in Berlin: Münze wurde wohl eingeschmolzen
Die Berliner Polizei nimmt an, dass die 2017 in der Hauptstadt gestohlene Goldmünze eingeschmolzen wurde. Für die Juwelengarnituren wäre dies oder ein Verkauf auf dem Schwarzmarkt eine Katastrophe.
2019-11-27 14:02:00Z
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