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Kevin Kühnert kandidiert nicht um den SPD-Vorsitz. Und klingt damit zum ersten Mal wie die Parteispitze - bento

Kevin Kühnert kandidiert nicht um den SPD-Vorsitz. Und klingt damit zum ersten Mal wie die Parteispitze - bento

Bei der Fokussierung auf den Inhalt übersieht er außerdem einen weiteren Aspekt vollkommen: Kühnert ist der wahrscheinlich einzige SPDler bis 30, der bei dieser Wahl eine Chance gehabt hätte. Er ist Repräsentant einer politisch und demographisch unterrepräsentierten Generation (bento). Ob es um Renten, Klimakatastrophe oder den Digitalen Wandel geht - junge Menschen haben oft eine andere Perspektive auf Themen, die die Zukunft besonders betreffen. Und gerade weil sie weniger Wählerstimmen auf die Waage der Demokratie bringen, brauchen sie prominente Vertreter ihrer Anliegen. Kühnert hätte die Chance gehabt, das zu tun – und sie nicht ergriffen. 

Kühnert hat sich selbst zum Gesicht der Neuerfindung und Verjüngung der SPD gemacht. Niemand hat ihn gezwungen, niemand hat ihn in den Vordergrund gedrängt. Ihm haben viele geglaubt, es ernst zu meinen. Indem er den Menschen, die an diese Idee glauben, vorenthält, ihn wählen zu können, schwächt er die Idee. 

3 Es ist nicht der richtige Zeitpunkt für ihn

Kühnert selbst spricht nicht direkt von einem Mangel an Erfahrung, aber er sagt, er fände es  "etwas seltsam, wenn die Tatsache, dass ich nach 20 Monaten Juso-Vorsitz nun nicht bei der ersten Gelegenheit für das höchste Amt einer 156 Jahre alten Partei kandidiere, zur Entwertung meiner Person benutzt würde." 

Von einer "Entwertung seiner Person" kann natürlich keine Rede sein. Von einer Bewertung des Politikers Kühnert auf Grund seiner Entscheidung allerdings schon. 

Eine der beliebtesten Lesarten des sensationellen politischen Aufstiegs von Kühnert ist, dass man daran sehen könne, wie schlecht es der SPD ginge, frei nach dem Motto: Wenn so ein Jungspund daher kommt und Sozialismus sagt und alle zuhören dann ist das ein Signal für Verunsicherung, Niedergang und Visionslosigkeit an der Spitze der Partei – aber nicht dafür, dass der Jungspund vielleicht weiß, wovon er spricht. (Die Zeit, DER SPIEGEL)

Denn wäre die Welt so, wie sie sein müsste, dann hätte der junge Mann mit dem Hang zu großen Worten und großen Forderungen jetzt erst mal ein paar Jahre ordentlicher Parteiknechtschaft vor sich, damit er sich langsam und verdienstvoll an die Spitze ackern kann. 

Kühnert gibt diesem Narrativ nicht unbedingt nach. Aber er setzt ihm auch nichts entgegen. In einem YouTube-Video der Jusos sagt Kühnert zu seiner Entscheidung, Politik werde auch in Strukturen gemacht. Man müsse sich sicher sein, genug Unterstützer hinter sich versammelt zu haben. Das ist eine traurige Nachricht für alle, die sich nach etwas mehr Disruption im politischen System sehnen und für die, die heimlich wünschten, "neue Gesichter in der SPD-Spitze" könnte vielleicht auch einmal "junge Gesichter" bedeuten.

"Die SPD ist in ihrer DNA keine Partei, in der man eine Revolution veranstalten kann" erklärte er dazu noch im SPIEGEL ONLINE Interview. Doch die Frage ist: Ab wie viel Prozent für die SPD ändert sich das? Und wäre er nicht derjenige, der es darauf ankommen lassen müsste? Denn es ist ja wahr: Ginge es der SPD prächtig, dann würde sie einen Juso-Vorsitzenden, der weiß, wie man politisch Bambule macht, nicht nur verkraften, sondern gelassen alt-väterlich schätzen. Jetzt scheint sie ihn zu brauchen. Mit großem politischen Talent kommt eben auch große Verantwortung.

Kevin Kühnert hat es geschafft, in kurzer Zeit viele Hoffnungen auf sich zu bündeln. 

Sein Verzicht auf die Kandidatur mag persönlich nachvollziehbar sein. Aber nach seiner Selbstinszenierung als Erneuerer der Partei muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, den er sonst der Führung der SPD immer gemacht hat: "Wer immer nur Ankündigungsweltmeister ist und versucht, den Koalitionspartner unter Druck zu setzen, aber nie die Konsequenz daraus zieht, der landet irgendwann als Bettvorleger", sagte er 2018 zu den Drohungen der SPD gegenüber der Union (ntv).

Wer immer nur Ankündigungsweltmeister ist und versucht, die Parteispitze unter Druck zu setzten, aber nie Konsequenzen daraus zieht, der landet irgendwann als Bettvorleger. Das gilt vermutlich auch für Juso-Vorsitzende, egal wie talentiert sie sind.

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2019-08-29 11:52:02Z
https://www.bento.de/politik/kevin-kuehnert-kandidiert-nicht-um-spd-vorsitz-und-klingt-damit-wie-die-parteispitze-a-a0f59c76-065b-47a4-be88-203a1fd2ae4d

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