Manchmal könnte man Microsoft als den Udo Lindenberg der IT-Branche betrachten, der »sein Ding« macht. Das neue Surface Laptop Studio ist der in Leichtmetall gehüllte Beweis dafür, denn es ist in vielerlei Weise anders als übliche Mobilcomputer.
Wobei, so richtig neu ist dieses ungewöhnliche Notebook eigentlich nicht. Über die Präsentation des »Dreifach-Notebooks« hatten wir schon im September 2021 berichtet. In den USA kam es auch wenig später in den Handel, in Deutschland erst jetzt. Wie so oft stellt Microsoft seine europäischen Kunden bei neuer Hardware hinten an.
Schwebt das Ding?
Was zuerst auffällt: Das Dreifach-Laptop sieht eigentlich aus wie ein Einfach-Laptop. Zumindest beinahe. Was ins Auge sticht ist, dass das sehr flach erscheinende Notebook über dem Tisch zu schweben scheint. Aber das täuscht – natürlich. Die Gravitation haben die Ingenieure in Redmond noch nicht überlistet. Vielmehr haben sie einen kuriosen Weg gefunden, vergleichsweise leistungsstarke Hardware einzubauen und mit moderatem Aufwand und geringer Geräuschentwicklung zu kühlen.
Lauter Lüftungsschlitze: Wie bei einem Schiff steckt der Antrieb im Unterdeck
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELDenn unter dem dünnen Oberteil, in dem Tastatur und Touchpad stecken, ist um rund einen Zentimeter nach innen versetzt ein Technikabteil angebaut. Durch dessen seitliche Lüftungsschlitze können die Ventilatoren aufgestaute Abwärme von Prozessor und Grafikkarte nach außen pusten. Im Test hat das insofern gut funktioniert, als selbst notorisch Leistung fressende Spiele wie die Städtebausimulation »Cities: Skylines« die Lüfter nur zu einem moderaten Rauschen forderten.
Ein bisschen von allem
Ein Gaming-Laptop ist es trotzdem nicht. In meinem Testgerät mit Highend-Konfiguration steckt ein Core-7-Prozessor von Intel, allerdings ein Modell der elften Generation, die Anfang 2021 vorgestellt wurde. Dazu 16 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher, die man mit bis zu zwei Terabyte (TB) SSD-Speicher ergänzen kann. Ein Extra bei meinem Modell: eine Grafikkarte vom Typ Nvidia Geforce RTX 3050. Für Spiele wie »Cities: Skylines« ist der Rechner damit gut geeignet, für Games mit Highend-Grafik nur mit Abstrichen.
Wohler fühlt sich das Surface Laptop Studio bei anderen Tätigkeiten. In der aufrechten Position ist es ein Arbeitsplatz für Word und Excel, mit umgeklapptem Bildschirm ein Arbeitsplatz für Kreative. Und wenn man das Display in der mittleren Position einrastet, wird es zum Online-TV, denn die Tastatur ist so nicht mehr erreichbar (siehe Fotostrecke).
Microsoft Surface Laptop Studio – Nutzungsszenarien
Für einen Vielschreiber wie mich ganz wichtig: Die Tastatur ist toll. Die Tasten sind weich gefedert, haben einen gut definierten Druckpunkt und sind vor allem flüsterleise. Damit kann man wunderbar arbeiten. Ein weiteres Plus ist das Trackpad. Es ist nicht ganz so groß wie bei einem MacBook, aber doch viel größer als bei Windows-Laptops üblich. Das macht es mir leichter, den Cursor über den Bildschirm zu navigieren, vor allem, wenn ich einen externen Bildschirm angeschlossen habe. Genau wie die Tastatur ist es sehr leise, vermittelt mir aber einen weniger direkten Kontakt zum Cursor als Apples Trackpad.
Kann man mit arbeiten: Die Tastatur des Surface Laptop Studio
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELAnfassen und rumkritzeln
Die Möglichkeit, das Geräte auch per Touchsteuerung zu bedienen, kommt mir sehr entgegen, da ich oft mit Touch-Geräten wie Smartphones und iPads arbeite, ist mir diese Art der Bedienung sozusagen in die Finger übergegangen ist.
Was ich mangels Testgerät leider nicht ausprobieren konnte: Man kann das Surface Laptop Studio auch mit einem Stift bedienen, auf dem Bildschirm damit zeichnen, malen und schreiben. Ich kann mir gut vorstellen, dass das fein funktioniert, wenn man den Bildschirm auf die Oberseite legt. Umso mehr als er nicht ganz flach, sondern um ein bis zwei Grad zur Nutzerin oder zum Nutzer angewinkelt aufliegt. Der Winkel ist Minimal, aber er ist vorhanden.
Mit 14,4 Zoll liegt der Bildschirm zwischen den meist klobigen 15-Zöllern und den manchmal zu kleinen 13-Zöllern
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELDer Bildschirm hat mit 14,4 Zoll und 2400 × 1600 Pixeln eine auch für Multitasking gut passende Größe und Auflösung. Die Farbdarstellung wirkt sehr realistisch, die Helligkeit war im Test immer ausreichend, allerdings spiegelt das Display sehr. Ausgesprochen angenehm ist die Bildwiederholfrequenz von 120 Hertz (Hz), die für eine flüssige Wiedergabe von Animation und für ruckelfreies Scrollen sorgt. Anders als bei High-End-Smartphones, ist sie aber nicht variabel, wird also etwa beim Lesen nicht herab geregelt, um Strom zu sparen. Die einzige Möglichkeit, das zu umgehen, ist, die Bildwiederholfrequenz auf 60 Hz umzuschalten, womit man auf einen großen Vorteil des Displays verzichten würde.
Da fehlt doch was
So oder so erreicht Microsofts Notebook keine Bestnoten bei der Akkulaufzeit. Die Herstellerangabe von »bis zu 18 Stunden bei typischer Gerätenutzung« würde ich mit Vorsicht genießen. Aber vielleicht nutze ich solche Geräte auch sehr untypisch. Mit etwas Mühe schaffe ich es, mit dem Surface Laptop Studio über einen Arbeitstag zu kommen, etwa indem ich die Bildschirmhelligkeit reduziere. Für unterwegs würde ich immer das Netzteil mitnehmen, in das Microsoft wieder einmal eine sehr praktische USB-Buchse eingebaut hat, mit der sich etwa das Handy aufladen lässt.
Immer wieder gut: Microsoft Netzteile mit USB-Buchse
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELWas ich darüber hinaus ins Gepäck strecken würde, ist ein Multiport-Adapter, denn neben der Kopfhörerbuchse und dem Anschluss für den Ladestecker sind nur zwei Thunderbolt-Buchse eingebaut. Die können zwar viel und sind leistungsfähig, aber einen USB-Stick bekommt man da ebenso wenig dran wie eine SD-Karte.
Fazit
👍 Hervorragende Verarbeitung 👍 Sehr flexibler, guter Bildschirm 👍 Sehr gute Tastatur |
👎 Hohe Preise 👎 Mittelmäßige Akkulaufzeit |
Das Surface Laptop Pro ist einer der spannendsten Computer der letzten Jahre. Die Option, das Display in drei unterschiedlichen Positionen zu nutzen, erweitert die Möglichkeiten enorm. Das Design ist großartig und die gesamte Anmutung hervorragend. Wer mit der mittelmäßigen Akkulaufzeit, den nicht ganz taufrischen Prozessoren und den unbescheidenen Preisen leben kann, bekommt derzeit keinen anderen Mobilcomputer, der so viele unterschiedliche Dinge so gut kann. Man muss allerdings dazu bereit und in der Lage sein, zwischen 1699 und 3199 Euro dafür auszugeben.
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