Am Kölner Hauptbahnhof geht nichts mehr: Weit vor Mitternacht zeigen die Tafeln auf den Bahnsteigen 23:59 Uhr an, ein Bahn-Angestellter in einer roten Windjacke ruft: "Vor 7 Uhr fährt hier garantiert nichts mehr." Das Sturmtief "Sabine" hat viele Menschen an Bahnhöfen und Flughäfen stranden lassen, viele traten ihre Reise gar nicht erst an.
Die Deutsche Bahn hat nun angekündigt, dass der Fernverkehr voraussichtlich mindestens bis morgen früh um 10.00 Uhr komplett eingestellt bleibt. Erst nach Erkundungsfahrten und Reparaturen sollten die Fernfahrten im Laufe des Tages wieder aufgenommen werden. "Es ist leider schon jetzt absehbar, dass die Störungen am Montag den ganzen Tag über andauern werden", schrieb die Bahn am Sonntagabend.
Gestrandete Bahnreisende sollen im Rahmen ihrer Fahrgastrechte Hotelgutscheine und Taxigutscheine erhalten. In vielen größeren Bahnhöfen stehen dem Unternehmen zufolge Züge bereit, in denen Reisende übernachten können. Bundesweit seien mehrere Tausend Bahnmitarbeiter zusätzlich im Einsatz, sagte ein Konzernsprecher.
Baum stürzt auf Oberleitung und trifft Zug
Im Emsland fuhr ein Intercity-Zug in einen umgestürzten Baum und steckte zeitweise auf offener Strecke fest. In dem IC von Amsterdam nach Berlin saßen etwa 300 Reisende.
Auch der Regionalverkehr ist von "Sabine" betroffen, unter anderem in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen - zahlreiche regionale Zugunternehmen wie Metronom, Nordwestbahn oder Westfalenbahn stellten ihren Betrieb vorübergehend ein. In NRW stoppte die Deutsche Bahn ihren Nahverkehr komplett.
Kurz vor Einstellung des Regionalverkehrs stürzte im nordrhein-westfälischen Iserlohn ein Baum auf eine Bahn-Oberleitung und traf einen Zug. Es sei ein Lichtbogen entstanden, sagte eine Feuerwehrsprecherin. Die 15 Insassen des Zuges blieben unverletzt und auch der Zug blieb äußerlich unbeschädigt.
In Hamburg prallte eine oberirdisch fahrende U-Bahn gegen einen aufs Gleis gestürzten Baum und verkeilte sich. Nach ersten Angaben der Hamburger Hochbahn wurde niemand verletzt.
Höchste Warnstufe für Regionen in Bayern und Baden-Württemberg
Für die meisten Regionen rief der Deutsche Wetterdienst (DWD) die zweithöchste Unwetterwarnstufe aus, für manche Gegenden in Baden-Württemberg und Bayern sogar die höchste. Die stärksten Böen kommen demnach wohl mit einer Kaltfront, die am Sonntagabend - zusammen mit einzelnen Gewittern - zuerst den Nordwesten und bis Montagmorgen dann auch den Süden Deutschlands erreichen sollte.
Der DWD erwartet in der Nacht Orkanböen von bis zu 130 Kilometern pro Stunde und warnt vor entwurzelten Bäumen, herabstürzenden Dachziegeln und schweren Schäden an Gebäuden. In Berglagen wie dem Brocken in Harz, dem Feldberg im Schwarzwald oder den Alpenspitzen wird mit extremen Orkanböen von 160 bis 180 Kilometern pro Stunde gerechnet.
So stark wie vergangene Orkane wird "Sabine" jedoch wohl nicht. Laut DWD ist "Sabine" ein Winterorkan, wie er etwa alle zwei Jahre vorkommt. Damit wäre er schwächer als "Kyrill" (2007) oder "Lothar" (1999).
Flüge fallen aus, Autobahnen gesperrt, Konzert abgesagt
Bereits am frühen Abend verzeichnete der DWD im Westen und Nordwesten schwere Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten von 90 bis 100 Kilometern pro Stunde, vereinzelt sogar orkanartige Böen von 100 bis 115 km/h. Vielerorts stürzten Bäume auf Straßen. Die Autobahn 45 bei Hagen am Rand des Ruhrgebiets ist deshalb in Fahrtrichtung Frankfurt voll gesperrt - voraussichtlich bis Montagmittag.
Etliche Flughäfen - darunter große wie Frankfurt/Main, München und Düsseldorf - strichen Starts und Landungen. Auch am Montag ist mit Annullierungen zu rechnen. An den Küsten wurden viele Fährverbindungen eingestellt.
Auch Fußballspiele wurden gestrichen, darunter das von Fans sehnlich erwartete rheinische Bundesliga-Derby Mönchengladbach gegen Köln. Im westfälischen Halle wurde ein Konzert der Schlagersängerin Andrea Berg abgesagt.
An der deutschen Nordseeküste und in Bremen und Hamburg besteht die Gefahr einer Sturmflut. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie erwartet, dass am Montag das Nachmittag-Hochwasser an der Nordseeküste und in Emden sowie das Abend-Hochwasser in Bremen und Hamburg 1,5 bis 2 Meter höher als das mittlere Hochwasser liegen. Die Sturmflutgefahr bestehe bis etwa 17.30 Uhr am Montag.
Stromausfälle in Norddeutschland
In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern kam es in einigen Haushalten zu Stromausfällen. In Köln wurde der Bereich um den Dom weiträumig abgesperrt - um niemanden in die Gefahr von Steinschlägen zu bringen. In Paderborn verletzte ein herabstürzender Ast nach Polizei-Angaben einen 16-Jährigen. In Mecklenburg-Vorpommern berichtete die Polizei von umgestürzten Dixi-Klos. Vielerorts hatten Feuerwehrleute alle Hände voll zu tun, um Schäden zu beseitigen.
Am Montag fällt an vielen deutschen Schulen der Unterricht aus, etwa in etlichen Großstädten Nordrhein-Westfalens sowie in Teilen von Bayern, Hessen, Niedersachsen und Bremen. In Baden-Württemberg können Eltern ihre Kinder vom Unterricht befreien lassen, falls es Gefahren auf dem Schulweg gibt.
kko/dpa/AFP
2020-02-09 22:48:45Z
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