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Justin Trudeau: Nach unseren Informationen wurde Boeing abgeschossen - WELT

Justin Trudeau: Nach unseren Informationen wurde Boeing abgeschossen - WELT

Der Iran geht bei der Ursachensuche für den Absturz einer Boeing 737 kurz nach dem Start in Teheran ungewöhnliche Wege. Wegen der „besonderen politischen Lage“ wurde eigens eine Sondergruppe bei den Unfallermittlern gebildet, um beispielsweise auch die Möglichkeit von Laserangriffen oder elektromagnetischen Attacken zu untersuchen. Doch erste Ermittlungen ergaben auch darauf keine Hinweise, teilte der Vorsitzende der Ermittler, Hassan Rezaeifar, dem Branchendienst www.avherald.com mit.

Am Donnerstagabend berichteten US-Medien unter Bezug auf US-Regierungsmitarbeiter, dass die ukrainische Boeing versehentlich von den Iranern durch eine Boden-Luft-Rakete abgeschossen wurde. Die USA hätten angeblich Radarsignale empfangen, als die Rakete ihr Ziel ansteuerte. US-Satelliten hätten Infrarot-Aufnahmen von zwei Raketenstarts und einer Explosion empfangen.

Für heftige Spekulationen sorgt auch ein bei Twitter aufgetauchtes Foto, das angeblich einen in der Nähe der Absturzstelle gefundenen Such- und Sprengkopf einer russischen Tor-M1-Rakete zeigt. Russland lieferte 2007 mehrere der Raketensysteme an den Iran. Die Echtheit des Fotos konnte jedoch nicht eindeutig geklärt werden.

US-Präsident Donald Trump sagte derweil vor Journalisten, er habe einen „Verdacht“. „Jemand könnte einen Fehler gemacht haben.“ Ein mechanisches Problem am Flugzeug als Unglücksursache halte er für ausgeschlossen. Näher wollte er sich nicht äußern.

Die kanadische Regierung gibt sich da offensiver. “Wir haben Geheimdienstinformationen aus mehreren Quellen – unseren eigenen und von Verbündeten. Diese legen nahe, dass das Flugzeug von einer iranischen Luftabwehrrakete abgeschossen wurde“, sagte Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau am Donnerstag in einer TV-Ansprache – und betonte: „Dies kann sehr wohl unabsichtlich geschehen sein“.

„...kann gar nicht korrekt sein“

Der Branchendienst Avherald fragte bei den iranischen Unfallermittlern nach, ob ein Raketenbauteil an der Absturzstelle gefunden wurde. Dies wurde verneint. „Wir haben Beweise und Trümmer des Flugzeugs aufbewahrt und dieses Teil nie gefunden“, wird Unfallermittler Hassan Rezaeifar zitiert.

Der Iran hatte bereits kurz nach dem Absturz der Boeing 737 von Ukraine International Airlines (UIA) am Mittwochmorgen einen technischen Fehler an dem US-Modell als Ursache für die Katastrophe genannt. Bei dem Absturz starben 176 Menschen. Experten warnten hingegen vor einer schnellen Festlegung, warum die Boeing beim Flug PS752 von Teheran nach Kiew nach wenigen Minuten abstürzte. Angesichts der militärischen Spannungen in der Region mit dem Iran-USA-Konflikt sei auch ein Abschuss eine Möglichkeit, heißt es.

IRAN-CRASH/
Überreste der Boeing
Quelle: via REUTERS
IRAN-CRASH/
Quelle: via REUTERS

Auf der Website des iranischen Verkehrsministeriums hieß es dagegen: „Diese Geschichte eines Raketeneinschlags im Flugzeug kann gar nicht korrekt sein.“ Zum Zeitpunkt des Absturzes seien „mehrere inländische und internationale Flüge auf der gleichen Höhe von 8000 Fuß“ im iranischen Luftraum unterwegs gewesen. Die „Gerüchte“ über einen Raketeneinschlag „ergeben keinen Sinn“, erklärte der stellvertretende Minister Ali Abedsadeh, der zugleich Chef der zivilen Luftfahrtbehörde (CAO) des Landes ist.

Die Nachrichtenagentur Reuters verweist auf Einschätzungen westlicher Geheimdienste, die eher ein Technikversagen vermuten. Drei Informanten aus den USA, Europa sowie Kanada hätten die Ansicht vertreten, dass dieses erst drei Jahre alte Flugzeug nicht von einer Rakete getroffen wurde.

Die iranischen Unfallermittler veröffentlichten jetzt einen ersten Bericht zu dem Absturz. Danach gebe es Indizien für ein Technikversagen, weil die Flugroute einen Verlauf zeige, als wolle der Pilot zum Flughafen zurückkehren. Einen Notruf setzte er allerdings nicht ab. Zeugen am Boden sowie Flugzeugbesatzungen in der Luft berichteten von einem brennenden Flugzeug.

Die beiden Blackboxen des Flugzeugs wurden geborgen, aber die Datenträger sind teilweise beschädigt, heißt es. Die iranischen Unfallermittler übermittelten jedoch erste Informationen an die Ukraine, an die USA mit Boeing als dem Flugzeughersteller sowie an weitere Nationen. Die Iraner forderten nach eigenen Angaben die Ukraine auf, sich an der Untersuchung zu beteiligen.

Auch Technikversagen der Boeing 737 möglich

Die Ukraine selbst schließt einen Raketenangriff auf das Boeing-Modell nicht aus. Olexij Danilow vom ukrainischen Sicherheitsrat sagte ukrainischen Medien, die Beamten hätten mehrere Arbeitshypothesen für den Crash, darunter einen Raketenangriff. „Ein Angriff mit einer Rakete, möglicherweise einem Tor-Raketensystem, ist unter den wichtigsten (Theorien), da im Internet Informationen zu Teilen einer Rakete aufgetaucht sind, die in der Nähe der Absturzstelle gefunden wurden“, sagte er.

Sollte sich tatsächlich ein gravierendes Technikversagen als Absturzursache für das Boeing-Modell bewahrheiten, wäre dies für den ohnehin derzeit schwer angeschlagenen US-Flugzeughersteller ein Fiasko. Der Jet der ukrainischen Fluggesellschaft gehört zur 737NG-Baureihe.

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Sie gilt als sehr sicher im Gegensatz zum Nachfolgemodell, der 737 Max. Dieses Modell hat seit März 2019 nach zwei Abstürzen und Sicherheitsbedenken weltweites Flugverbot. Die Produktion ist vorübergehend sogar eingestellt – ein Multimilliardenschaden für Boeing. Die negativen Konsequenzen eines weiteren Sicherheitsrisikos, diesmal bei der 737NG, wären nicht abzuschätzen.

Der angesehene US-Branchendienst „Leeham News“ warnt wie praktisch alle Experten vor einer schnellen Festlegung auf die Absturzursache der Boeing der ukrainischen Airline. Er verweist allerdings auch darauf, dass es bei der 737NG-Baureihe zuletzt Zwischenfälle mit dem französisch-amerikanischen Triebwerk CFM-56 gab.

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So explodierte 2018 ein Triebwerk bei einer Boeing von Southwest Airlines und Trümmerteile durchbohrten den Flugzeugrumpf. Ein Passagier an Bord starb. Außerdem werden derzeit Tausende 737NG-Modelle einer Kontrolle auf kleine Risse an einem Schlüsselbauteil der Befestigung der Tragflächen am Rumpf unterzogen. Experten bezeichnen das Bauteil wegen seiner Form als „Gurkengabel“.

Sollte es Erkenntnisse über ein neues Sicherheitsrisiko bei dem Boeing-Modell geben, müssten die Behörden umgehend eine Warnung veröffentlichen.

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2020-01-09 20:03:00Z
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