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Coronavirus aus Wuhan breitet sich aus: 37 Millionen Menschen abgeschottet - Tagesspiegel

Coronavirus aus Wuhan breitet sich aus: 37 Millionen Menschen abgeschottet - Tagesspiegel

Das Coronavirus aus Wuhan breitet sich aus. China bestätigt 26 Tote und fast 900 Infizierte. Mehr als 37 Millionen Chinesen leben quasi unter Quarantäne.

Coronavirus Wuhan: Ein Mitarbeiter trägt einen Sicherheitsanzug und weist einen Fahrgast in einer U-Bahn-Station an.Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa

In China ist zum ersten Mal ein Mensch außerhalb der Provinz Hubei an dem neuartigen Coronavirus gestorben. Die Gesundheitsbehörde der nördlichen Provinz Hebei, die an die Hauptstadt Peking angrenzt, vermeldete am Donnerstag den Tod eines 80-jährigen Mannes, der sich mit dem Erreger infiziert hatte. Er starb demnach bereits am Mittwoch. Die Zahl der Todesfälle stieg damit auf 19.

Die 17 vorherigen Todesopfer stammten alle aus der zentralchinesischen Provinz Hubei, in der auch die Stadt Wuhan liegt. Ein Tiermarkt in der Millionenmetropole gilt als Ausgangspunkt der Infektionen mit dem neuen Coronavirus, das mitunter tödliche Atemwegserkrankungen verursacht.

Insgesamt sind nun 26 Todesfälle durch Infektionen mit dem Coronavirus nachgewiesen worden, wie Chinas Nationale Gesundheitsbehörde am Freitag mitteilte. Die Zahl der bekannten Infektionen stieg ebenfalls. Bei fast 900 Menschen wurde das Coronavirus inzwischen nachgewiesen. Im Kampf gegen die Krankheit hatte China am Freitag kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest rund 37 Millionen Menschen in mindestens elf Städten praktisch unter Quarantäne gestellt.

Außerhalb Chinas wurden einzelne Fälle aus Thailand, Japan, Südkorea, Taiwan und den USA gemeldet. Am Donnerstag kamen Fälle in Singapur, Vietnam und Saudi-Arabien hinzu. Auf Flughäfen in vielen Ländern wurden Sicherheitsvorkehrungen wie Temperaturscans bei Passagieren getroffen.

Wegen der Ausbreitung des Virus hat die Stadt Peking Großveranstaltungen zur Feier des chinesischen Neujahrsfests am Wochenende abgesagt. Auch einige touristische Attraktionen würden geschlossen, erklärte die Verwaltung der chinesischen Hauptstadt am Donnerstag.

Disneyland wegen Coronavirus geschlossen

Aus Angst vor dem Coronavirus schloss auch Disneyland in Shanghai vorerst seine Pforten. Besonders drastisch sind die Maßnahmen in der Provinz Hubei im Herzen Chinas.

Im Kampf gegen das Coronavirus und die Ausbreitung der Lungenkrankheit haben die chinesischen Behörden nach Wuhan strenge Beschränkungen für weitere Millionenstädte erlassen.

Nach der Provinzhauptstadt Wuhan mit seinen elf Millionen Einwohnern wurden auch in den Städten Huanggang, Lichuan, Jingzhou, Xianning, Huangshi, Chibi, Xiantao, Dangyang, Ezhou und Xiaogan strenge Beschränkungen für die Bewegung der Menschen erlassen.

Es werden keine Busse, Bahnen, Fernbusse und Schiffe mehr verkehren. Auch sollen die Bewohner die Stadt nicht verlassen, hieß es in einer Mitteilung. Restriktionen für den Verkehr gelten auch für die benachbarte Stadt Ezhou mit einer Million Einwohnern.

Die Beschränkungen für Wuhan sind ein enormer Schritt, denn die Hauptstadt der Provinz Hubei ist ein Zentrum des Verkehrs und der Wirtschaft in Zentralchina. In einem Kommentar der staatlichen „Global Times“ werden „der große Mut und die Vernunft“ gelobt, die zu der Entscheidung führten. Es bleibe zu hoffen, dass die Maßnahme „der entscheidende Wendepunkt“ im Kampf gegen das Wuhan-Virus werde, hieß es weiter.

Gut bewacht: Ein Bahnhof in WuhanFoto: Reuters/China Daily

Reisewelle zum Neujahrsfest bereitet den Behörden Sorgen

Chinas Gesundheitsbehörden nannten am Donnerstag neue Zahlen zum Stand der Krankheit und ihrer Ausbreitung. Die Gestorbenen seien zumeist ältere Menschen gewesen. Die meisten hätten unter Vorerkrankungen gelitten, hieß es. Krankheitsfälle werden inzwischen aus etlichen chinesischen Provinzen gemeldet, etwa auch aus dem weit im Westen gelegenen Xinjiang.

Sorgen bereitet den Behörden, dass derzeit Hauptreisezeit in China ist. Mehrere Hundert Millionen Menschen machen sich anlässlich des Neujahrsfestes auf den Weg, um Verwandte und Freunde zu besuchen. Auch aus Übersee reisen Chinesen in die alte Heimat, um im Kreise der Familie das am 25. Januar beginnende Jahr der Ratte zu begrüßen.

Das nährt die Furcht, dass sich das Coronavirus so schneller ausbreitet – auch über China hinaus. Erstmals ist die Lungenkrankheit am Dienstag auch in den USA diagnostiziert worden. Die Berliner Hochschulklinik Charité hat alle Testsysteme hochgefahren. An deutschen Flughäfen herrscht noch aufmerksame Gelassenheit. Doch in München steht eine Taskforce bereit.

Erstes deutsches Unternehmen kündigt Einreiseverbote an

Der Autozulieferer Schaeffler hat seinen 89.000 Mitarbeitern Dienstreisen von und nach China verboten. Ein Schaeffler-Sprecher sagte am Donnerstag in Herzogenaurach, das Dienstreiseverbot gelte bis 15. Februar. Schaeffler betreibt in China acht Werke und in der besonders stark betroffenen Millionenstadt Wuhan einen Logistikstandort. In der wegen des Coronavirus abgeriegelten Metropole Wuhan sind auch Siemens, die bayerischen Autozulieferer Webasto und Brose sowie Thyssenkrupp vertreten.

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Videografik: Coronavirus breitet sich aus

Was ist über den Erreger bekannt?

Das Virus, das inzwischen den Namen „2019-nCoV“ trägt, gehört zur Familie der Coronaviren – so wie Sars und das gelegentlich in Nahost auftretende Mers. Es befällt obere und untere Atemwege und kann Lungenentzündungen auslösen.

Bisher stammen Patienten aus fast allen Altersgruppen, Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Die Personen, die bislang nach einer Infektion verstorben sind, waren durch Vorerkrankungen geschwächt. Auch viele normale Erkältungen werden durch – allerdings andere – Corona-Viren, die meist die oberen Atemwege befallen, verursacht.

Wie ansteckend ist das Coronavirus?

Das ist noch nicht vollständig geklärt. Für die Quelle und die Übertragungswege der Infektionen gibt es derzeit zwar Indizien, aber keine abschließenden Beweise. Experten halten es für plausibel, dass die Infektion von Tieren beziehungsweise Tierprodukten ausging.

Nach Angaben der WHO besteht die Möglichkeit einer begrenzten Mensch-zu-Mensch- Übertragung. Coronaviren sind normalerweise weniger ansteckend als etwa Grippeviren. Zudem mutieren sie erfahrungsgemäß auch nicht so schnell wie diese. Bei „2019-nCoV“ gibt es allerdings Anzeichen, dass es doch problematischer ist.

Zhong Nanshan, der Wissenschaftler, der die Expertengruppe der chinesischen Regierung leitet, bestätigte am Montag, dass sich das Virus auch von Mensch zu Mensch ausbreitet. Infektionsmediziner und Virologen halten aber normale Grippeviren, an denen jedes Jahr weltweit Hunderttausende sterben, in jedem Fall für deutlich gefährlicher.

Coronavirus: Welche Vorbereitungen werden getroffen?

Das Bundesgesundheitsministerium mahnt zur Zurückhaltung. „Die Gefahr für Deutschland durch das neu aufgetretene Coronavirus wird von unseren Fachleuten momentan als sehr gering eingeschätzt“, heißt es auf Nachfrage. „Trotzdem beobachten wir die Situation in China natürlich aufmerksam und stehen dazu in ständigem Austausch mit unseren internationalen Partnern.“

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Neues Coronavirus: Gefahr für Europa?

In der Berliner Charité stehen die Tests bereit, um eine Infektion mit dem neuen Coronavirus bei Bedarf schnell nachweisen zu können, versichert der Virologe Christian Drosten. Wäre in der Charité die Behandlung eines Patienten mit einem nachgewiesenen Coronavirus nötig, so würde das Personal dies aber nicht im Vollanzug tun. „Der Umgang mit den Patienten wäre vergleichbar wie mit Patienten, die an einer resistenten Tuberkulose erkrankt sind“, sagte ein Sprecherin.

„Der Seuchenschutz ist in Berlin gut aufgestellt“, sagte Günther Jonitz, der Präsident der Berliner Ärztekammer. Man habe aus vergangenen Epidemien gelernt. „Ich rechne nicht mit Problemen“, sagte Jonitz und rief zu Händehygiene. Die Virusinfektion sind meldepflichtig, die Fälle müssen von den Gesundheitsämtern registriert und an das bundesweit tätige Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet werden. Einige der über Jahre offenen Stellen in den Berlins Gesundheitsämtern wurden zuletzt besetzt. Das RKI soll die Lage koordinieren.

Wie reagieren die Flughäfen?

Nachdem in Seattle der erste Fall einer Corona-Infektion in den USA bestätigt wurde, bereiten sich Flughäfen in vielen Ländern gegen die Verbreitung des Virus vor. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte für Mittwoch ein Notfallkomitee einberufen, um zu entscheiden, ob ein internationaler Gesundheitsnotstand ausgerufen wird. Am Abend wurde die Entscheidung jedoch auf Donnerstag verschoben. Die EU-Präventionsbehörde ECDC im schwedischen Solna stufte das Übertragungsrisiko in Europa am Mittwoch von „niedrig“ auf „moderat“ hoch.

Im Falle eines Notstands würden auch die Reise- und Sicherheitshinweise der WHO und des Auswärtigen Amtes angepasst, die Drehkreuze müssten darauf reagieren.

Flughäfen in asiatischen Ländern sowie den USA und Australien haben bereits Fieberkontrollen bei der Einreise aus dem chinesischen Wuhan eingeführt.

Großbritannien kündigte am Mittwoch ebenfalls Untersuchungen an. Ein medizinisches Team empfange Reisende am Flughafen London Heathrow, die mit einem der drei wöchentlichen Direktflüge aus der chinesischen Stadt Wuhan ankommen, teilte das britische Gesundheitsministerium mit.

Am Flughafen Rom sind mehr als 200 Passagiere von einem Direktflug aus Wuhan auf das neue Coronavirus untersucht worden. Die 202 Reisenden seien am frühen Morgen nach der Ankunft in einem extra eingerichteten Bereich fern der normalen Terminals kontrolliert worden, sagte eine Sprecherin des Flughafen Fiumicino am Donnerstag. Bei niemandem seien Symptome des Virus festgestellt worden.

Das Gesundheitsministerium hatte die Kontrollen mit einem Fieberscanner in einem „Sanitätskanal“ angekündigt. Zudem sollte der Reiseweg der Passagiere genau nachverfolgt werden. Normalerweise gibt es drei Direktflüge pro Woche von Wuhan in die italienische Hauptstadt, die bei chinesischen Touristen sehr beliebt ist.

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Letzter Flug aus Wuhan: 'Wir wurden untersucht'

Fiebermessen hat eher „psychologische Wirkung“

Doch an Flughäfen vorsichtshalber die Temperatur bei Passagieren zu messen, hält Charité-Experte Drosten für wenig sinnvoll. Schließlich würden Kranke mit Symptomen eher auf eine Reise verzichten, sagte er im Deutschlandfunk. Bei Infizierten, bei denen sich das Virus noch in der Inkubation befinde, trete hingegen noch kein Fieber auf. Fiebermessen auf Flughäfen habe daher eher „psychologische“ Wirkung.

Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt am Main ist nach Angaben einer Fraport-Sprecherin gut vorbereitet. Die Empfehlungen der Gesundheitsbehörden würden erfüllt. Aktuell sei der Flughafen in Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt sowie anderen europäischen Flughäfen, um eine einheitliche Reiseinformation für Passagiere vorzubereiten. Derzeit gebe es aber „keine Notwendigkeit für Schutzmaßnahmen“, zumal in Frankfurt keine Direktflüge aus Wuhan landen würden.

Bei der Ankunft eines Flugzeuges, das einen Verdachtsfall an Bord hat, muss die Maschine nach WHO-Regeln zu einem von fünf Flughäfen umgeleitet werden, die bestimmte Versorgungskapazitäten haben. In Deutschland sind das Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, München sowie Tegel und Schönefeld in Berlin.

Coronavirus: Was bedeuten die steigenden Fallzahlen?

Nach Ansicht von Experten, unter anderem des an der Charité arbeitenden Virologen und Sars-Entdeckers Christian Drosten, sind die derzeit täglich steigenden Fallzahlen weniger beunruhigend, als sie auf den ersten Blick schienen. Ein Grund dafür ist schlicht, dass jetzt wegen des Alarmzustandes fast jeder Fall, der als Verdacht gelten kann, auch untersucht wird.

Christian Drosten, Direktor der Virologie an der Berliner Charité.Foto: REUTERS/Axel Schmidt

Zudem wird der entsprechende Test, der das Virus sicher nachweist, erst nach und nach verfügbar, was ebenfalls zu Wellen von gemeldeten Erkrankungen führen kann. Ferner dürften jetzt Personen Symptome zeigen, die sich noch zu Zeiten, als es weniger Vorsichtsmaßnahmen gab, bereits angesteckt hatten.

Gibt es eine wirksame Therapie gegen das Coronavirus?

Erkrankte können nur symptomatisch behandelt werden. Dazu kann Bettruhe, Flüssigkeitszufuhr und in schweren Fällen auch Beatmung gehören. Antivirale Mittel, wie sie etwa gegen Herpes-Viren zur Verfügung stehen, gibt es gegen Coronaviren nicht. Es wird bislang auch kaum daran geforscht, solche zu entwickeln. Auch eine Impfung existiert nicht.

Wie wirkt sich das chinesische Neujahrsfest aus?

Derzeit sind Hunderte Millionen Chinesen unterwegs, um mit Verwandten das chinesische Neujahrsfest zu feiern. Das Risiko, sich anzustecken, ist in überfüllten Zügen und um eng mit der Familie besetzte Essenstische herum – immer potenziell erhöht. Um die Ausbreitung zu unterbinden, kündigte China einen Stopp aller Flüge, Züge und Boote aus Wuhan an. Die Bewohner dürfen Wuhan seit Donnerstag um 10 Uhr Ortszeit nur noch mit einer Sondergenehmigung verlassen.

Mit Gesichtsmasken schützen sich in China inzwischen viele vor der Infektion.Foto: Anthony Wallace,AFP

Auch die Wahrscheinlichkeit, dass Erreger nach Übersee und damit auch nach Deutschland – eingeschleppt werden, ist derzeit höher als im Jahresmittel. Denn viele im Ausland lebende Chinesinnen und Chinesen werden nach den Festtagen in die Länder, wo sie arbeiten und wohnen, zurückkehren, und eine Übertragung des Virus' ist auch ohne Symptome zu zeigen möglich.

Als potenzielle Gefahr gelten auch so genannte „Superspreader“. Dass es solche Personen, die keine oder kaum Symptome zeigen, aber über einen längeren Zeitraum besonders infektiös sind, geben kann, ist bei anderen Viruserkrankungen, Sars etwa, nachgewiesen. (mit Reuters, dpa, AFP)

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2020-01-24 08:33:00Z
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