Weltweiter Vergleich bei Lesen, Rechnen, Naturwissenschaften | Pisa-Schock: Jeder fünfte 15-Jährige kann kaum lesen
Neuer Pisa-Schock für Deutschland – knapp 20 Jahre nach der ersten Klatsche schneiden die Schüler wieder schlechter ab.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) legte am Morgen die neueste Pisa-Studie vor. Die Ergebnisse für Deutschland, eines der reichsten Länder der Welt mit einem gut ausgebauten Bildungssystem, sind nur Durchschnitt und haben sich sogar verschlechtert:
▶︎ Die Leseleistungen der Schüler in Deutschland sind, nachdem bis 2012 eine Verbesserung erzielt worden war, 2018 wieder in etwa auf das Niveau von 2009 zurückgegangen. Und: 20 Prozent der 15-Jährigen können nicht auf Grundschul-Niveau lesen.
▶︎ In Naturwissenschaften war das durchschnittliche Ergebnis 2018 schlechter als 2006.
▶︎ In Mathematik lagen die Ergebnisse von Pisa 2018 deutlich unter jenen von Pisa 2012.
Der Kieler Bildungsforscher Olaf Köller sieht angesichts der schwachen Ergebnisse „Anlass für Alarm“. Er sagte zur „Zeit“ : „Die sogenannte Risikogruppe, also 15-Jährige, die nicht richtig schreiben und rechnen können, ist mit 21 Prozent wieder fast so groß wie beim Pisa-Schock vor zwei Jahrzehnten.“ In den nicht gymnasialen Schulen liegt ihr Anteil je nach Bundesland sogar bei 30, 40 oder sogar 50 Prozent. „Das ist dramatisch.“
In Deutschland spielt der Vergleichstest traditionell eine große Rolle, weil die deutschen Schüler bei der Erstauflage von Pisa 2000/2001 schlechter abgeschnitten hatten als der OECD-Durchschnitt. Das löste eine heftige Debatte über das deutsche Bildungssystem aus. Später war vom „Pisa-Schock“ die Rede.
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Deutschland ist Lesemuffel-Land
In Deutschland - so wie auch in allen anderen OECD-Staaten - schnitten die Mädchen bei der Lesekompetenz deutlich besser ab als die Jungen.
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Als bedenklich eingestuft wird, dass jeder fünfte 15-Jährige beim Lesen nur ein sehr geringes Leistungsniveau erreicht. Das heißt, er oder sie kann mit ganz einfachen Leseanforderungen nicht umgehen.
Neben den Tests, die die Schüler absolvieren mussten, wurde auch das Thema „Lesefreude“ abgefragt. Im Zehnjahresvergleich wird dabei sichtbar, dass das Interesse der Jugendlichen am Lesen abnimmt.
Jeder zweite befragte 15-Jährige in Deutschland sagte: Ich „lese nur, wenn ich lesen muss“ oder „um Informationen zu bekommen, die ich brauche“.
Lesen als liebstes Hobby gab nur jeder Vierte an. Mehr Schüler (34 Prozent) sagten dagegen, für sie sei Lesen Zeitverschwendung.
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Deutschland liegt über dem Durchschnitt
Immerhin: Die Leistungen der Schüler in Deutschland liegen in den Bereichen Lesekompetenz (498 Punkte), Mathematik (500) und Naturwissenschaften (503) knapp über dem OECD-Durchschnitt. Der ist für Lesen 487, für Rechnen 489 und Naturwissenschaften 489.
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Bildungsministerin Anja Karliczek sagte: „Gehobenes Mittelmaß kann nicht unser Anspruch sein.“ Und weiter: „Wir brauchen eine nationale Kraftanstrengung für bessere Bildung.“ Deutschland scheue nicht den Vergleich mit den ganz leistungsstarken Ländern. „Da wollen wir hin“, sagte die Ministerin.
Und sie zeigte sich besorgt, weil es keine „Dynamik“ gebe, besser zu werden. Die Leistungsschere zwischen guten und schlechten Schülern „wird immer größer. Die Gruppe der Leistungsschwachen wächst. Die Gruppe der Leistungsstarken stagniert.“
Darüber hinaus werden Jungen in der Schule offenbar schlechter. Und laut der Studie hängt der Schulerfolg in Deutschland weiter stärker von der sozialen Herkunft ab als im Durchschnitt der OECD-Länder.
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Die Nationale Projektmanagerin für Pisa, Kristina Reiss: „Unser Anspruch muss größer sein, als ein bisschen über dem Durchschnitt zu liegen.“
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Etwa gleichauf mit Deutschland liegen die Schüler in Australien, Belgien, Frankreich, Irland, Neuseeland, Norwegen, Slowenien, Schweden, der Tschechischen Republik, dem Vereinigten Königreich und den USA.
Allerdings schneiden die Schüler in Deutschland in allen Bereichen schlechter ab als die in China, Estland, Finnland, Hongkong (China), Irland, Kanada, Korea, Macau (China), Neuseeland, Peking-Shanghai-Jiangsu-Zhejiang (China), Polen und Singapur.
Es ist die mittlerweile siebte Pisa-Studie. Seit dem Jahr 2000 werden für den Vergleichstest alle drei Jahre weltweit Hunderttausende Schüler im Alter von 15 Jahren in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften geprüft. Schwerpunktmäßig wird jeweils ein Bereich stärker abgefragt. Diesmal ging es vor allem um die Lesekompetenz.
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Knapp ein Viertel der Schüler fühlt sich gemobbt
Neben der Leistung wurde auch abgefragt, wie es den Schülern geht. Zwei Drittel (67 Prozent) sind mit ihrem Leben zufrieden – ein ebenso hoher Anteil wie im OECD-Durchschnitt. 92 Prozent sind nach eigenen Angaben manchmal oder immer glücklich. Vier Prozent bezeichnen sich als immer traurig.
Aber: 23 Prozent der Schüler gaben an, mindestens ein paar Mal pro Monat von Mitschülern drangsaliert zu werden (OECD-Durchschnitt: 23 Prozent).
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2019-12-03 13:11:00Z
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