Erstmals hat Kanzlerin Merkel das einstige Vernichtungslager Auschwitz besucht, um dort der Opfer der Shoa zu gedenken. Sie empfinde tiefe Scham angesichts der Verbrechen, die Deutsche dort begangen haben, sagte sie.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Gedenkstätte Auschwitz in Polen besucht. Zusammen mit dem polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki und Piotr Cywinski, dem Direktor der Gedenkstätte und Präsidenten der Stiftung Auschwitz-Birkenau, durchschritt Merkel das Eingangstor zum einstigen NS-Konzentrations- und Vernichtungslager, besichtigte eine Gaskammer und ein Krematorium.
In ihrer Rede rief die Kanzlerin zu einem entschiedenen Kampf gegen Antisemitismus in Deutschland und Europa auf. Alle Menschen müssten sich sicher und zu Hause fühlen. Es gebe aber eine besorgniserregende Entwicklung zu mehr antisemitischen und rassistischen Angriffen. Gerade Deutschland trage eine besondere Verantwortung. "Auschwitz war ein von Deutschen betriebenes Vernichtungslager." Diese Verantwortung sei für immer Teil der nationalen Identität und werde nie enden.
"Verpflichtung, die Erinnerung wachzuhalten"
Sie empfinde in Auschwitz tiefe Scham, sagte Merkel. Angesichts der Verbrechen, die die Grenzen alles Fassbaren überschritten, müsse man vor Entsetzen eigentlich verstummen. Dennoch dürfe das Schweigen nicht die einzige Antwort sein. Deutschland sei verpflichtet, die Erinnerung an die damaligen Verbrechen wach zu halten.
Polens Ministerpräsident Morawiecki warnte in seiner Rede vor dem Vergessen. Es gebe immer weniger Zeitzeugen. "Wenn die Erinnerung geht, hätten wir diese Menschen zum zweiten Mal verletzt, die hier so gelitten haben."
An der "Schwarze Wand" oder "Todeswand" genannten Mauer, an der Tausende Inhaftierte erschossen worden waren, hatte Merkel zu einer Schweigeminute innegehalten und einen Kranz niedergelegt. Zudem besichtigte sie ehemalige Häftlingsblocks, in denen unter anderem leere Dosen des Giftes Zyklon B zu sehen sind, mit dem etwa eine Million Menschen in Auschwitz ermordet wurden.
Es war der erste Besuch der Kanzlerin in der Gedenkstätte, vor ihr waren bereits die Kanzler Helmut Schmidt und Helmut Kohl zu Amtszeiten dort gewesen. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, begleitet Merkel auf der Reise - ebenso wie Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.
Schuster bewertete den Besuch als "ganz wichtiges Zeichen" in einer Zeit, in der ein Rechtsruck in der Gesellschaft spürbar werde. Merkel unterstreiche damit ihre "sehr klare Haltung" zu den Verbrechen der Nationalsozialisten.
Erst gestern hatten sich Bund und Länder darauf geeinigt, die Stiftung Auschwitz-Birkenau mit weiteren 60 Millionen Euro zu unterstützen, die inzwischen zehn Jahre besteht.
Mehr als eine Million Menschen ermordet
Das nationalsozialistische KZ und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gilt weltweit als Symbolort für den Holocaust, den systematischen Mord an sechs Millionen Juden und politsch Verfolgten. In Auschwitz wurden auch 80.000 nichtjüdische Polen, 25.000 Sinti und Roma sowie 20.000 sowjetische Soldaten ermordet.
Am 27. Januar 1945 wurde das Lager von der Roten Armee befreit.
2019-12-06 12:16:00Z
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