Die Schweizer Bundesanwaltschaft (BA) hat am Dienstag Anklage gegen die Macher des WM-Sommermärchens 2006 erhoben. Die BA wirft den ehemaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger, dem früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt sowie dem früheren Fifa-Generalsekretär Urs Linsi vor, „arglistig über den eigentlichen Zweck einer Zahlung in der Höhe von 6,7 Millionen Euro getäuscht zu haben“.
Zwanziger, Schmidt und Linsi wird Betrug in Mittäterschaft vorgeworfen. Niersbach wird die Gehilfenschaft zu Betrug angelastet, wie die Behörde am Dienstag mitteilte. Die Beschuldigten haben die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Gleichzeitig teilte die BA mit, dass das Verfahren gegen den damaligen OK-Boss Franz Beckenbauer separat weitergeführt wird. Beckenbauer, die einstige Lichtgestalt des deutschen Fußballs, tritt kaum noch öffentlich auf. Grund dafür ist sein gesundheitlicher Zustand, der auch „eine Teilnahme oder Einvernahme an der Hauptverhandlung vor dem Bundesstrafgericht nicht zulässt.“
Dadurch könnte das Verfahren wegen Verjährung eingestellt werden. Zwanziger, vermutete zuletzt einen juristischen Winkelzug. Die Ermittler seien “Getriebene“, sagte der 74-Jährige Ende Juni mit Blick auf die Verjährungsfrist des Verfahrens.
Bis zum 27. April 2020 müsse in der Schweiz ein erstinstanzliches Urteil fallen. Dann jährt sich die im Zentrum der Ermittlung stehende Überweisung der 6,7 Millionen Euro vom DFB über die FIFA an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus zum 15. Mal. Die Summe war vom DFB als Beitrag zu einem WM-Kulturprogramm deklariert worden, das es letztlich nicht gab.
„Verfahren ist so abwegig, dass sich eigentliches jedes Wort darüber verbietet“
Deshalb war in der Schweiz im Jahr 2015 gegen die damaligen WM-Macher um Beckenbauer das Strafverfahren wegen des Verdachts des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung eröffnet worden. Das Verfahren wegen des Verdachts auf Geldwäscherei wurde im Juli allerdings eingestellt. Zwanziger hatte für den 15. August eine Pressekonferenz angekündigt.
„Das ganze Verfahren ist so abwegig, dass sich eigentliches jedes Wort darüber verbietet“, sagte der frühere Chef des Deutschen Fußball-Bundes. „In diesem Zusammenhang ist das Wort 'Rechtsstaat' in der Schweiz nur noch eine Beleidigung.“
Die Ermittlungen, die zudem von Nebengeräuschen wegen vermeintlich zu enger Verbindungen der BA zur FIFA begleitet werden, seien von Beginn an „Unsinn“ gewesen. „Sie rennen schon seit längerer Zeit mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Wand - und am Schluss gewinnt die Wand“, sagte Zwanziger.
Ob eine der zentralen Fragen des WM-Skandals in der Schweiz geklärt werden kann, bleibt zudem offen. Der Überweisung von 2005 war ein Geldtransfer des gleichen Betrags im Jahr 2002 vorausgegangen. Beckenbauer hatte sich das Geld damals offenkundig von Louis-Dreyfus geliehen und an den früheren FIFA-Funktionär Mohamed bin Hammam weitergeleitet. Der Katarer ist längst als korrupt überführt und lebenslang für alle Aktivitäten im Fußball gesperrt. Warum das Geld 2002 floss, wissen nur die Beteiligten.
2019-08-06 08:19:00Z
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