HMD Global, seit 2016 Hersteller der bekannten Nokia-Smartphones, befindet sich derzeit in einem Patentstreit. Nun hat das Unternehmen den Verkauf seiner Geräte im eigenen Online-Shop gestoppt.
Wer sich aktuell im Online-Shop von Nokia umsieht, wird nahezu gähnende Leere vorfinden. In der Smartphone-Abteilung sind gerade einmal zwei Modelle gelistet – das Nokia G21 und das Nokia G11. Ältere Smartphones tauchen gar nicht auf. Grund dafür ist ein Patentstreit zwischen HMD Global und der Firma VoiceAgeEVS LLC.
Übersicht
Was ist passiert?
Wie die Kollegen von „heise online“ berichten, geht es im Patentstreit um die Rechte an der EVS-Technologie (Enhanced Voice Services). Hierbei handelt es sich um einen Audio Codec, der die Sprachqualität deutlich erhöht, indem er beispielsweise im Vergleich zu HD-Voice einen höheren Frequenzbereich abdeckt, Rauschen minimiert und Stimmen natürlicher klingen lässt. EVS funktioniert allerdings nur, wenn zwei Smartphone-Nutzer über VoLTE miteinander telefonieren, also über das LTE-Netz. Die Rechte an der Technologie hält das Unternehmen VoiceAgeEVS LLC, das sowohl in Deutschland als auch in den USA einen Sitz hat, zusammen mit der Investment-Gruppe Fortress.
VoiceAgeEVS LLC hat in den vergangenen Jahren bereits mehrere Smartphone-Hersteller wegen der Verletzung der Patente an der Technologie verklagt. Mit dabei waren neben HMD Global auch Apple, TCL oder Lenovo. Apple hat sich mittlerweile außergerichtlich geeinigt, HMD Global hat es hingegen auf einen Prozess ankommen lassen. Vor dem Mannheimer Gerichtshof unterlag der Hersteller VoiceAgeEVS LLC im vergangenen Sommer jedoch. Daraufhin kam es im Dezember 2021 zu einem Vollstreckungsverfahren in Deutschland.
HMD Global stoppt Smartphone-Verkauf auf seiner Webseite
Auf TECHBOOK-Anfrage bestätigt HMD Global, dass das Unternehmen Beklagter in mehreren Gerichtsverfahren ist, die von VoiceAgeEVS LLC in verschiedenen Gerichtsbarkeiten, darunter auch in Deutschland, angestrengt wurden. Gegen das vor drei Monaten erlassene Vollstreckungsverfahren hat der Hersteller bereits Beschwerde eingelegt. Gleichzeitig habe man sich sicherheitshalber dazu entschlossen, die betroffenen Smartphones vorerst nicht mehr zu verkaufen.
„Wir sind enttäuscht über den Beschluss“, schreibt uns HMD Global. Man habe aber sicher gestellt, dass keines der in Deutschland angebotenen und vertriebenen Nokia-Smartphones mehr EVS unterstützt. „Wir werden weiterhin Nokia Phones in Deutschland verkaufen. HMD ist weiterhin zuversichtlich, was den Ausgang der Rechtsstreitigkeiten angeht, und wird den Verbrauchern weiterhin Geräte, Zubehör und Dienste gemäß unserem Slogan ‚Love it, Trust it, Keep it‘ anbieten.“
Gleichzeitig betont der Hersteller, dass man die Smartphones nur von der eigenen Webseite, nicht aber aus dem Handel genommen habe. Und tatsächlich sind Modelle wie das Nokia X20, das G50 oder das Nokia 3.4 beispielsweise über Amazon, Media Markt oder Saturn weiterhin zu bekommen.
Verkaufsstopp der Nokia-Smartphones auch in anderen Ländern
Nicht nur in Deutschland, auch in Ländern wie Frankreich und der Schweiz hat sich HMD Global für einen vorübergehenden Verkaufsstop der Nokia-Smartphones auf seiner Webseite entschieden. In Österreich und den USA werden die Geräte jedoch noch gelistet.
Unklar ist, welche Folgen der Verkaufsstopp der Nokia-Smartphones im eigenen Shop für das Unternehmen haben wird. Auch ist offen, wie lange sich der Rechtsstreit noch hinziehen wird. Ob die erste Niederlage vor Gericht bereits das Aus für Nokia in Deutschland bedeutet, muss aber bezweifelt werden. Denn meist kommt es in derartigen Verfahren am Ende doch zu einer Einigung.
Quellen
Artikel von & Weiterlesen ( Nokia stoppt Smartphone-Verkauf im Online-Shop - TECHBOOK )https://ift.tt/ermvj5T
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