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Phil Spector: Das Musikgenie mit den Dämonen - tagesschau.de

John Lennon nannte ihn den größten Produzenten aller Zeiten - und er saß wegen Mordes im Gefängnis. Phil Spector prägte den Sound einer Generation. Doch seiner dunklen Seite konnte er nicht entkommen.

Von Marcus Schuler, ARD-Studio Los Angeles

Der Journalist Mick Brown war einer der letzten, die Phil Spector 2003 noch in Freiheit interviewen konnten. Kurze Zeit später hat der legendäre Musikproduzent die Schauspielerin Lana Clarkson in seinem burgähnlichen Anwesen in Los Angeles erschossen. Dem Journalisten erzählt Spector damals, dass er den Teufel in sich trage, mit dem er ständig kämpfe. "Ich bin mein größter Feind und ich bin sehr wahrscheinlich geisteskrank", sagte er damals.

Spectors Vater nimmt sich das Leben, da ist Phil gerade neun Jahre alt. Seine ältere Schwester ist geisteskrank. Die Familie ist traumatisiert und zieht damals von New York nach Los Angeles.

Bereits mit 18 Jahren nimmt Spector seinen ersten Hit mit den Teddy Bears auf - "To know him is to love him" - so lautet auch die Inschrift auf dem Grabstein von Spectors Vater. Bereits mit 21 gründet Spector sein eigenes Plattenlabel. 

Produzent Spector im Jahr 1989. | Bildquelle: dpa

Wall of Sound

Schlagzeuger Hal Blaine erinnert sich im Interview mit dem Radiosender "NPR" wie es war, mit Spector im Studio eine neue Platte aufzunehmen. "Er stand im Studio und rannte dauern hin und her, es sah aus, als würde er ein Orchester dirigieren. Manchmal schaute er mich an und das war das Zeichen für mich loszulegen", so Blaine.

Spector verpasste seinen Songs eine Art Markenzeichen - eine Wall of Sound - eine Wand aus Sound wie dem Hit "Be My Baby" von den Ronnetts. Mit deren Lead-Sängerin Ronnie war der Produzent übrigens verheiratet. In einem "NPR"-Interview erzählt sie 1990, die Songs seien Liebesbriefe gewesen. "Wir haben sie immer alleine einstudiert. Da entstand diese romantische Verbindung zwischen meinem Gesang und seiner Anleitung. Das war das beste Gefühl der Welt."

Phil Spector verändert sich in den 1960er-Jahren, in der Zeit seines größten Erfolgs, er leidet unter Verlustängsten und setzt eine Spirale des Missbrauchs in Gang. Seiner Frau kauft er einen gläsernen Sarg. Wenn sie ihn verlasse, werde sie darin enden. 

Absturz in den 1970er-Jahren

20 Top-40-Hits enstehen allein zwischen 1961 und 1965. Er arbeitet mit den Beatles, unter seiner Regie entsteht "Let it be", mit den Righteous Brothers und Ike und Tina Turner. Deren Song "River Deep - Mountain High" ist Spectos Lieblingshit, obwohl er kein großer Charterfolg war.

John Lennon nennt ihn den größten Musikproduzenten aller Zeiten. Mit ihm hat er den Song "Imagine" produziert. Doch in den 1970er-Jahren geht die Karriere von Spector zu Ende. Keiner will mit ihm mehr zusammenarbeiten. Er trinkt und hat immer eine Waffe bei sich. 1980, als er mit den Ramones für Album "End of Century" im Studio ist, soll er die Band mit einer Pistole bedroht haben. Auch die Zusammenarbeit mit Celine Dion scheitert. 

Musikjournalist Mick Brown sagt:  "Er hat dieses unglaubliche musikalische Talent. Damit sind ihm außergewöhnliche Aufnahmen gelungen. Grandiose Träume von Romantik, Liebe und Flucht", sagt er. "Und genau das hat er der Welt entgegen geschleudert: seinem Vater, der sich das Leben genommen hatte, den Kids in der Schule, die nichts mit ihm zu tun haben wollten, der Plattenbranche, die ihn für verrückt hielt. Das war Spectors Rache."

Und nicht nur das. Es war auch sein Vermächtnis.

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