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Karten-App: Mit Osmand besser offline unterwegs - Golem.de - Golem.de

Kein Tracking, Open Source und eine Vielzahl exzellenter Offline-Funktionen - die Karten-App Osmand hat uns schon oft geholfen.

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Die Karten-App Osmand funktioniert auch offline wunderbar.
Die Karten-App Osmand funktioniert auch offline wunderbar. (Bild: pearly- peach/Pixabay)

Zur Navigation auf dem Smartphone muss es nicht immer Google Maps sein. Die Anwendung genießt zwar einen guten Ruf in Sachen Funktionsvielfalt, nicht aber beim Datenschutz. Mit der App Osmand gibt es eine freie Alternative, die auf Openstreetmap aufbaut und zudem einige Funktionen bietet, die das Pendant von Google vermissen lässt.

Die Karten-App Osmand ist Open Source und kann komplett offline genutzt werden. Nach dem ersten Start werden wir als Berliner entsprechend gefragt, ob wir die Stadtkarte von Berlin herunterladen wollen, welche rund 70 MByte umfasst. Diese kann um Karten von anderen Städten, Bundesländern oder ganzen Staaten ergänzt werden.

Das kann schnell einiges an Speicherplatz kosten, die Kartendaten können jedoch problemlos auch auf einer SD-Karte abgelegt werden, sofern das Smartphone über einen passenden Steckplatz verfügt. Grundlage der Kartendaten bildet die Openstreetmap, die den Angeboten der kommerziellen Anbieter wie Google teils deutlich überlegen sind, sobald man sich außerhalb der großen urbanen Zentren bewegt.

Komplett offline nutzbar

Nach dem Download funktionieren sowohl die Kartenansicht als auch die Navigation komplett ohne Internet. Das spart nicht nur Datenvolumen oder Roamingkosten, weil das Kartenmaterial zu Hause im WLAN heruntergeladen und aktualisiert werden kann, sondern ist auch aus Datenschutzsicht vorbildlich, eben weil die App an keinen Online-Dienst gebunden ist.

Zudem gibt es Situationen, bei denen man zwingend auf die Offline-Funktion angewiesen ist, etwa wenn bei Wanderungen in den Alpen, der Sächsischen Schweiz oder noch entlegeneren Orten kein Netz verfügbar ist. Mit Google Maps funktionieren ab einem bestimmten Punkt die Standortaktualisierung und Darstellung auf der Karte trotz GPS nicht mehr besonders gut, auch weil hier einfach Details fehlen.

Wir haben Osmand daher bei unzähligen Wanderungen wertschätzen gelernt. Die Offline-Funktionen von Google Maps sind im Vergleich zu Osmand sehr rudimentär umgesetzt und nur nach einer Anmeldung bei Google nutzbar.

Doch Osmand kann nicht nur offline genutzt werden, es stehen auch Online-Karten zur Verfügung. Darüber hinaus lassen sich die Karten stark an die eigenen Bedürfnisse anpassen.

In Osmand gibt es nicht die eine Karte. Vielmehr kann zwischen verschiedenen Karten gewechselt werden, die standardmäßig zwischen den Fortbewegungsarten Auto, Fahrrad, zu Fuß und öffentlichen Verkehrsmitteln unterscheiden. Zudem gibt es eine globale Karte - quasi die Standardkarte. Weitere können selbst angelegt und hinzugefügt werden.

Die einzelnen Karten können je nach Bedarf optimiert werden: Das fängt bei der Kartendarstellung an, welche die Wahl zwischen verschiedenen Kartendesigns (topographisch etc.) erlaubt, und hört bei der Straßendarstellung noch lange nicht auf. So können beispielsweise in der Auto-Karte die Straßen hervorgehoben werden, während es in der Karte für die öffentlichen Verkehrsmittel das U-Bahn-, Bus- und Schienennetz ist.

Einen Nachteil für Städte wie Berlin gibt es dabei jedoch: Zwar kann das U-Bahn-Netz einzeln auf der Karte eingeblendet werden, die S-Bahnen bringen jedoch gleich das komplette Tram- und Bahnschienennetz mit, was in Berlin nicht gerade übersichtlich ist. Aber auch hier besticht die Openstreetmap wieder mit ihrer Datenfülle. So ist in Google Maps als öffentlicher Nahverkehr, wenn überhaupt, oft nur der S- oder U-Bahn-Verkehr integriert. Die vielfältigen Tram- oder gar Bus-Netze finden sich dort nicht - in Osmand hingegen schon.

Wichtige Orte schnell finden oder erstellen

Mit einem POI-Overlay (Points of Interest) lassen sich beispielsweise Cafés, Geschäfte, Apotheken und Ladestationen hervorheben. Diese POI können in Osmand selbst angelegt oder direkt bearbeitet werden. In den Bergen lassen sich dank der POI schnell auch Felsüberhänge als Unterstand finden. Ebenso lassen sich Höhenlinien und Informationen aus der Wikipedia (natürlich auch offline) einblenden.

Für Wanderungen ist auch die Darstellung markierter Wanderwege als Overlay sinnvoll. Viele dieser wichtigen Funktionen lassen sich etwa in Google Maps kaum vergleichbar oder gar nicht nutzen. Und damit haben wir den Funktionsumfang erst angerissen.

Die Kartenqualität von Osmand ist insbesondere in Deutschland und Europa ziemlich gut, teils finden sich Orte und Wege, die beim Google-Pendant nicht verfügbar sind. Das betrifft vor allem Straßen und Wege abseits des öffentlichen Straßennetzes.

Das führt mitunter dazu, dass Touristen auch eigentlich gesperrte Wege nutzen - zum Leidwesen von Rangern in National Parks wie der Sächsischen Schweiz oder in Berchtesgaden, die nun zur offensiven Öffentlichkeitsarbeit übergegangen sind, damit das nicht mehr passiert.

Routen lassen sich in Osmand entweder als GPX-Dateien importieren oder selbst erstellen und exportieren. Die zurückgelegten Wege lassen sich aufzeichnen und später beispielsweise in Openstreetmap importieren oder nachvollziehen. Auch eine klassische Navigation zwischen dem Standort und einem weiteren Punkt sind problemlos möglich - auch das, wohlgemerkt, komplett offline.

Insgesamt funktioniert das flüssig und kann sogar um eine Sprachnavigation ergänzt werden. Die Geschwindigkeit des Routings ist hier aber sowohl von der Entfernung als auch von der Leistung des genutzten Smartphones abhängig. Bei älteren Modellen oder einer langen Strecke kann die Berechnung der Route etwas länger dauern. So nahm die Routenfindung für die Strecke Berlin - Stuttgart auf einem Pixel 3a rund 8 Minuten in Anspruch.

Ein anderer Kritikpunkt ist, dass die Suche nach Orten wenig intuitiv ist. So muss im Menü zwischen der Suche nach einem Ort und einer Adresse unterschieden werden. Bei der Adresssuche muss erst nach der Stadt und anschließend nach der Straße gesucht und letztlich die Hausnummer ausgewählt werden.

Die Ortssuche ist nicht so wählerisch und findet bei der Eingabe von Golem direkt die Golem.de-Redaktion. Das funktioniert entsprechend mit Restaurants, Cafés und allem anderen, was einen Namen hat und in der Karte eingezeichnet ist. Dabei wird immer im Umkreis der aktuellen Karte gesucht und die ungefähre Entfernung in Kilometern angegeben.

Kein Tracking wie in Google Maps

So gut das Routing in Osmand auch funktioniert, Google Maps kann durch seine per Tracking gesammelten Daten einige Zusatzdienste bieten, die die freie Karten-App nicht unterstützt. So weiß Google beispielsweise anhand der gesammelten Daten, wo sich Staus bilden, kann diese anzeigen und auch im Routing berücksichtigen. Ähnliche Funktionen bietet Osmand prinzipbedingt nicht - dafür überwacht es die Nutzenden jedoch auch nicht. Im Gegenteil: Laut Exodus, einem Projekt, das Apps auf Tracking-Bibliotheken hin untersucht, sind in den Versionen für Android keinerlei Tracker eingebunden.

Auch sonst sind in Osmand keine Online-Dienste eingebettet, beispielsweise zum Reservieren von Tischen. Spätestens seit wir Reservierungen für den McDonalds am Berliner Ostbahnhof, unsere Redaktion und das Bundeskanzleramt anlegen konnten, sehen wir in den meist automatisierten Diensten aber ohnehin eher einen Bug als ein Feature.

Die automatisiert erstellten fehlerhaften Informationen in Google Maps können manchmal lustig sein, beispielsweise wenn Googles Algorithmen Felsen im Niemandsland als Hochhäuser erkennen und in der Karte verzeichnen. Manchmal bedeuten sie jedoch auch finanzielle Schäden, etwa wenn Google fälschlicherweise extrem hohe Wartezeiten bei einem Restaurant angibt. Mangels derlei Funktionen gibt es solche Fehler bei Osmand nicht.

Openstreetmap wird weltweit von einer Community getragen, die die Karte pflegt und erweitert. Aber auch Firmen wie Microsoft und Facebook unterstützen das Projekt. Trotzdem sind auch die vor allem in Handarbeit entstehenden Daten nicht vor Fehlern gefeit. Dabei handelt es sich jedoch in erster Linie um veraltete Informationen zu Restaurants oder Geschäften - ein generelles Problem, auch für Google.

Verfügbarkeit von Osmand

Osmand kann für iOS in Apples App Store kostenlos heruntergeladen werden, allerdings werden die einzelnen Karten zum Kauf angeboten. So kostet beispielsweise Europa 7 Euro, ein Jahresabo mit allen Karten ist für 8 Euro zu haben.

Unter Android ist Osmand sowohl im freien App Store F-Droid als auch in Googles Play Store verfügbar. Während die App in beiden Stores kostenlos angeboten wird, gibt es im Play Store auch eine kostenpflichtige Variante (Osmand+). Durch den Kauf der 7 Euro teuren App werde das Projekt unterstützt und es würden neue Funktionen ermöglicht, schreibt das Osmand-Team.

Das Projekt bittet um Mitarbeit und finanzielle Unterstützung. Nutzende könnten Kartenfehler melden oder eben Informationen zu Orten eintragen oder aktualisieren - entweder über Osmand selbst oder beim Openstreetmap-Projekt.

Hinweis: Der Golem.de-Werkzeugkasten ist unser How-to-Format. Wir zeigen anhand von Tutorials und Erlebnisberichten, wie sich Hard- oder Software im Praxisalltag effektiv einsetzen lassen.

Die Golem.de-Community ist gefragt: Habt ihr Ideen oder Anregungen für einen künftigen Werkzeugkasten? Dann schickt uns bitte eure Vorschläge an: werkzeugkasten@golem.de

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