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„Unwort des Jahres" gewählt: Greta Thunberg dürfte drastische Begründung gefallen | Welt - merkur.de

„Unwort des Jahres" gewählt: Greta Thunberg dürfte drastische Begründung gefallen | Welt - merkur.de

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Seit 1991 wird jährlich das Unwort des Jahres gekürt. Beim neuen Preisträger hat sich die Regie die aktuelle Klimadebatte zum Vorbild genommen.

  • Eine sechsköpfige Jury hat „Klimahysterie“ zum „Unwort des Jahres“ 2019 gewählt.
  • Damit wird der Debatte um die Erderwärmung und den Forderungen eines umweltfreundlicheren Lebensstils Rechnung getragen.
  • Der Begriff sei „irreführend“ und unterstütze „wissenschaftsfeindliche Tendenzen“.

Update von 14.35 Uhr: Für die Entscheidung bei der Wahl zum „Unwort des Jahres“ bekommt die Jury viel Lob. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) lobte insbesondere die Begründung der Jury: Es könne nicht sein, dass man notwendige Dinge als Hysterie bezeichnet - „also so tut, als wären wir krank“.

Auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) reagierte erfreut: „Klimahysterie hat es geschafft und ist das Unwort des Jahres. Die Jurybegründung unterschreiben wir“, twitterte der Verein. 

Klimahysterie“ als Unwort treffe den Nagel auf den Kopf, urteilte der klimapolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Lorenz Gösta Beutin. Historisch verheerende Waldbrände von Australien bis Brasilien zeigten, die die Klimakrise Fakt und eine Bedrohung für den Großteil der Menschheit sei.

„Unwort des Jahres“ 2019: Jury wählt die „Klimahysterie“

Erstmeldung vom 14. Januar:

Darmstadt - „Klimahysterie“ ist zum „Unwort des Jahres“ 2019 gewählt worden. Diese Entscheidung verkündete die Jury der sprachkritischen Aktion. Mit dem Wort werden nach Auffassung der Jury Klimaschutzbemühungen und die Klimaschutzbewegung diffamiert und wichtige Debatten zum Klimaschutz diskreditiert. 

„Vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Klimawandel ist das Wort zudem irreführend und stützt in unverantwortlicher Weise wissenschaftsfeindliche Tendenzen“, erklärte Jury-Sprecherin Nina Janich. Vorgänger der „Klimahysterie“ war im Jahr 2018 die „Anti-Abschiebe-Industrie“ - dieser Begriff habe gezeigt, wie sich der politische Diskurs sprachlich und in der Sache nach rechts verschoben habe. 

„Klimahysterie“ als Unwort des Jahres verweist auf Klimadebatte mit Greta Thunberg

Mit dem neuen Preisträger verweist die Jury also auf die enorm emotional geführte Klimadebatte, in der Umweltaktivisten wie die mittlerweile weltweit bekannte Schwedin Greta Thunberg  oder deren deutsches Pendant Luisa Neubauer  für einen nachhaltigeren Lebenswandel eintreten. So wurde bereits mehrmals zu Demonstrationen aufgerufen, die auf dem gesamten Planeten Hunderttausende Menschen auf die Straßen trieben. Die Reden der schwedischen Aktivistin wurden auch schon in Büchern von Greta Thunberg zusammengefasst veröffentlicht.

Die Kontrahenten dieser Klimaschützer, zu denen viele Staatsmänner wie US-Präsident Donald Trump zählen, sehen die Erderwärmung dagegen weit weniger kritisch. Folglich halten sie diesen Aufstand für unangebracht und sprechen folglich in einigen Fällen von einer Hysterie - der Klimahysterie.

„Unwort des Jahres“ 2019: Greta Thunberg auf UN-Klimagipfel und bei Klimakonferenz

Thunberg, die mit ihrer Bewegung „Fridays for Future“, in deren Folge sie freitags die Schule bestreikte, eine Vorreiterrolle einnimmt, sprach im vergangenen Jahr bereits auf dem UN-Klimagipfel in New York* und auf der Klimakonferenz in Madrid. Den Weg in die USA legte sie ganz umweltfreundliche auf einer Yacht zurück. Für die Rückreise durch Deutschland nahm sie etwa den Zug. Dabei wurde Greta Thunberg von ihrer Familie* unterstützt, damit die Reisen gelingen konnten.

Mittlerweile ist die seit dem 3. Januar 17-Jährige schon zu einer Ikone einer weltweiten Bewegung aufgestiegen. Zudem wurde sie mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet und vom renommierten US-Magazin Time zur „Person des Jahres“ gewählt.

Umfrage: Wie ist Ihre Meinung zum „Unwort des Jahres“ 2019?

Jury aus Sprachwissenschaftlern und Journalisten entschied sich für „Klimahysterie“

Der Titel „Unwort des Jahres“ wird seit 1991 vergeben. Damals setzte sich „ausländerfrei“ - eine fremdenfeindliche Parole von Neonazis nach den Ausschreitungen in der sächsischen Stadt Hoyerswerda im September des Jahres. Der sechsköpfigen Jury gehören seit 2011 neben den vier Sprachwissenschaftlern Martin Wengeler, Nina Janich, Jürgen Schiewe und Kersten Sven Roth der Journalist Stephan Hebel sowie ein jährlich wechselndes Mitglied an.

Kritik rief die Entscheidung des Gremiums in der AfD hervor - die Partei bezweifelt den menschengemachten Klimawandel. Die Fraktionsvorsitzende Alice Weidel twitterte folglich, „Klimahysterie“ müsse genau wie seine Vorgänger eigentlich zum „Wort des Jahres gewählt werden, „weil sie gesellschaftliche Fehlentwicklungen klar aufzeigen.“ Auch an dem 2017 prämierten Begriff „Alternative Fakten“ rieb sich die AfD auf.

Übersicht über das „Unwort des Jahres“ seit 2010

  • 2019 - „Klimahysterie“: Mit dem Wort werden nach Auffassung der Jury Klimaschutzbemühungen und die Klimaschutzbewegung diffamiert und wichtige Debatten zum Klimaschutz diskreditiert
  • 2018 - „Anti-Abschiebe-Industrie“: Der Begriff verhöhnt aus Sicht der Jury geltendes Recht. Er zeige auch, wie sich der politische Diskurs sprachlich und in der Sache nach rechts verschoben habe.
  • 2017 - „Alternative Fakten“: Mit dem Begriff sollen aus Sicht der Jury Falschbehauptungen politisch salonfähig gemacht werden.
  • 2016 - „Volksverräter“: Das Wort sei ein „Erbe von Diktaturen“ unter anderem der Nationalsozialisten.
  • 2015 - „Gutmensch“: Der Vorwurf diffamiere Hilfsbereitschaft und Toleranz pauschal als naiv und dumm, begründet die „Unwort“-Jury.
  • 2014 - „Lügenpresse“: Diese pauschale Verurteilung „verhindert fundierte Medienkritik und leistet somit einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit“, so die Jury.
  • 2013 - „Sozialtourismus“: Der Ausdruck diskriminiert laut Jury Menschen, „die aus purer Not in Deutschland eine bessere Zukunft suchen, und verschleiert ihr prinzipielles Recht hierzu“.
  • 2012 - „Opfer-Abo“: Die „Unwort“-Jury kritisiert, der Begriff stelle Frauen pauschal unter den Verdacht, sexuelle Gewalt zu erfinden und damit selbst Täterin zu sein. Wetter-Unternehmer Jörg Kachelmann hatte die Wortschöpfung, die seine Frau Miriam erfunden habe, unter anderem in einem „Spiegel“-Interview verwendet. Darin ergänzte er: „Frauen sind immer Opfer, selbst wenn sie Täterinnen wurden.“
  • 2011 - „Döner-Morde“: Dieser Begriff ist für die Mordserie der rechtsextremistischen NSU-Terroristen verwendet worden. Mit der „sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung“ würden ganze Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt, erklärt die Jury.
  • 2010 - „alternativlos“: Das Wort suggeriere zu Unrecht, dass keine Diskussion mehr notwendig sei.

dpa, mg

*merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

Rubriklistenbild: © dpa / Frank Rumpenhorst

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2020-01-14 14:12:00Z
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