Search

Iran feuert Raketen auf US-Stützpunkte im Irak – Trump meldet sich zu Wort - WELT

Iran feuert Raketen auf US-Stützpunkte im Irak – Trump meldet sich zu Wort - WELT

Der Iran hat aus Vergeltung für die Tötung seines Top-Generals Qassem Soleimani zwei von US-Soldaten genutzte Militärstützpunkte im Irak angegriffen. Betroffen seien der Luftwaffenstützpunkt Ain al-Assad im Zentrum des Iraks und eine Basis in der nördlichen Stadt Erbil, erklärte das US-Verteidigungsministerium in der Nacht zum Mittwoch. Im Weißen Haus kamen die wichtigsten Minister von US-Präsident Donald Trump zu einer Krisensitzung zusammen.

Verfolgen Sie hier alle Entwicklungen im Liveticker.

Trump hatte Teheran erst am Dienstag gewarnt: „Falls der Iran irgendetwas macht, was er nicht tun sollte, werden sie die Konsequenzen erleben. Und das sehr stark.“

Dieses Bild des iranischen Fernsehens zeigt offenbar den Raketenabschuss
Dieses Bild des iranischen Fernsehens zeigt offenbar den Raketenabschuss
Quelle: AFP/HO

Die iranischen Revolutionsgarden teilten mit, bei der „Operation Märtyrer Soleimani“ sei der mit 35 Raketen attackierte Luftwaffenstützpunkt Ain al-Assad „vollständig zerstört“ worden. Der Angriff mit ballistischen Boden-Boden-Raketen auf die „von den Amerikanern besetzte“ Basis sei „in jeder Hinsicht ein voller Erfolg“.

Das irakische Militär spricht hingegen von 22 abgefeuerten Raketen um 1.45 Uhr Ortszeit. 17 hätten den Luftwaffenstützpunkt Al-Assad getroffen, wovon zwei nicht explodiert seien. Fünf weitere Raketen seien in der nordirakischen Region Erbil eingeschlagen.

Iraks Regierung ist nach eigenen Angaben vor dem iranischen Vergeltungsangriff auf US-Truppen von Teheran über den Militärschlag informiert worden. Dabei sei in einer Nachricht kurz nach Mitternacht (Ortszeit) mitgeteilt worden, dass dieser bald beginnen und sich auf Positionen mit US-Präsenz beschränken werde, erklärte Iraks Regierungschef Adel Abdel Mahdi. Zur selben Zeit hätten sich auch die Amerikaner gemeldet.

Am Dienstagabend US-amerikanischer Zeit twitterte Trump: „Alles ist gut! Raketen aus dem Iran auf zwei Militärbasen im Irak gestartet. Die Bewertung von Opfern und Schäden erfolgt jetzt. So weit, so gut! Wir haben mit Abstand das mächtigste und am besten ausgestattete Militär der Welt! Ich werde morgen früh eine Erklärung abgeben.“

Die iranischen Raketenangriffe sind für die USA nach eigenen Angaben glimpflich ausgegangen. Es habe, wenn überhaupt, nur sehr wenige Opfer gegeben, erklärte ein Regierungsvertreter am Dienstagabend (Ortszeit). Allerdings würden die Stützpunkte noch nach möglichen Toten oder Verletzten durchsucht.

Das iranische Staatsfernsehen sprach hingegen nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters von 80 getöteten „amerikanischen Terroristen“. Außerdem seien Hubschrauber und militärische Ausrüstung des US-Militärs schwer beschädigt worden.

„Das ist nicht nur ein Propagandakrieg, das ist auch ein Nervenkrieg“

Nach dem Raketenbeschuss auf US-Militärstützpunkte haben iranische Medien vermeldet, dass mehrere Soldaten getötet wurden, doch Washington dementiert die Berichte. Nahost-Experte Daniel Gerlach ordnet die Entwicklungen ein.

Quelle: WELT

Iran nennt Angriff „Akt der Selbstverteidigung“

Am Mittwochmorgen erfuhr „CNN“ aus amerikanischen und irakischen Quellen, dass es offenbar keine Toten zu beklagen gibt. Demnach wurden die stationierten US-Soldaten vor dem iranischen Raketenangriff gewarnt. Dank eines frühzeitigen Alarms hätten diejenigen im Gefahrenbereich Zeit gehabt, sich in Schutzbunkern in Sicherheit zu bringen, berichtete „CNN“ unter Berufung auf einen Angehörigen des US-Militärs.

Im Irak sind rund 5000 US-Soldaten stationiert. „Wir arbeiten an ersten Einschätzungen der Schäden“, erklärte das Pentagon. „Diese Stützpunkte sind wegen Hinweisen auf geplante Angriffe des iranischen Regimes auf unsere Truppen und Interessen in der Region in hoher Alarmbereitschaft gewesen“, hieß es aus Washington.

Bislang wurde aus den jeweiligen Ländern oder Armeen bestätigt, dass keine deutschen, dänischen, norwegischen oder polnischen Soldaten verletzt oder getötet worden seien. Das irakische Militär teilte mit, dass keine irakischen Soldaten getötet worden seien.

Die iranische Regierung bezeichnete die Raketenangriffe als „verhältnismäßigen“ und rechtmäßigen „Akt der Selbstverteidigung“. „Wir streben nicht nach einer Eskalation oder Krieg, aber wir werden uns gegen jede Aggression verteidigen“, schrieb Außenminister Mohammed Dschawad Sarif auf Twitter.

Lesen Sie auch
US-Soldat in Bagdad. Wie lange werden die US-Truppen noch im Irak bleiben?
Tötung von Soleimani

Zwar hatten örtliche schiitische Milizen, die vom Iran unterstützt werden, die US-Stützpunkte im Irak zuletzt häufiger mit technisch einfacheren Raketen angegriffen. Ein direkter Angriff aus dem Iran markiert jedoch eine neue Eskalationsstufe im Konflikt zwischen den USA und dem Iran.

Raketenangriffe auf Stützpunkte im Irak
Luftaufnahme des vom US-Militär genutzten Stützpunkt Ain al-Assad (Archivbild)
Quelle: dpa/Nasser Nasser
Anwohner schauen auf einen Krater, der von den Raketen nahe Duhok verursacht wurde
Anwohner schauen auf einen Krater, der von den Raketen nahe Duhok verursacht wurde
Quelle: REUTERS

Pentagon-Sprecher Jonathan Hoffman erklärte, die USA hätten vor den Angriffen angesichts der iranischen Drohungen in den vergangenen Tagen „alle angemessenen Maßnahmen“ ergriffen, um den Schutz von Soldaten der USA und der Partnerstaaten sicherzustellen.

Die Revolutionsgarden warnten direkt nach den Attacken den „großen Satan“ USA vor Gegenangriffen. Jede US-Reaktion werde mit einer härteren Reaktion erwidert. Außerdem sollten die Verbündeten der USA wissen, dass auch ihre den Amerikanern zur Verfügung gestellten Stützpunkte Ziel iranischer Angriffe werden könnten, falls von dort aus Angriffe auf den Iran erfolgen sollten.

Die iranische Armee fordert erneut den Abzug der US-Truppen aus dem Nahen Osten. „Jetzt, da sie unsere Macht erkannt haben, ist es Zeit für die Vereinigten Staaten, ihre Soldaten aus dem Nahen Osten abzuziehen“, sagt Generalstabschef Mohammad Bakeri im iranischen Staatsfernsehen.

Das iranische Militär drohte auch mit einem Angriff auf Israel, falls es zu Gegenangriffen der USA kommen würde. Der iranische Telekommunikationsminister Jahromi twitterte: „Verschwindet aus unserer Region!“

Die USA mögen mit der Tötung Soleimanis dem Iran „einen Arm“ abgeschnitten haben, sagt der iranische Präsident Hassan Ruhani. Aber als Antwort würden die USA ihr Standbein in der Region verlieren. Der iranische Außenminister Dschawad Sarif bezeichnet den Angriff als „legitime Selbstverteidigung“.

Die vergangene Nacht sei ein „Schlag ins Gesicht“ der USA gewesen, sagt das geistliche und staatliche Oberhaupt des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, „aber militärische Maßnahmen sind nicht genug“. Die US-Truppen müssten die Region verlassen. Ihre Präsenz sei die Quelle von Korruption. „Die USA sind der Feind des Irans.“ Zudem sei Israel ebenfalls ein Feind.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu drohte dem Iran im Falle eines Angriffs auf israelische Ziele mit einem „gewaltigen Gegenschlag“. „Jeder, der uns angreift, wird einen gewaltigen Gegenschlag erhalten“, sagte Netanjahu am Mittwoch auf einer Konferenz.

Nach der Reaktion des Irans auf die gezielte Tötung Suleimanis muss nach den Worten des Milizen-Anführers Kais al-Chasali nun auch der Irak antworten. Die Reaktion des Iraks werde nicht schwächer ausfallen als die des Irans.

Bundesregierung verurteilt Angriff - Teilabzug deutscher Soldaten?

Die Bundesregierung verurteilte den iranischen Vergeltungsangriff scharf. „Ich kann nur sagen, sicherlich im Namen der Bundesregierung, dass wir diese Aggression auf das Schärfste zurückweisen“, sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) im ARD-„Morgenmagazin“. Jetzt müsse alles getan werden, um die Lage zu beruhigen. „Es wird jetzt entscheidend darauf ankommen, dass wir diese Spirale sich nicht weiter nach oben drehen lassen“, sagte sie. Auch Außenminister Heiko Maas verurteilte den iranischen Raketenangriff.

Den in Erbil stationierten deutschen Bundeswehr-Kräften ist einem Sprecher zufolge nichts passiert. „Wir stehen in Kontakt mit den Soldaten. Den Soldaten geht es gut“, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam. Die Bundeswehr ist im Irak als Teil der internationalen Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Die deutschen Soldaten seien vor dem Raketenbeschuss gewarnt worden und hätten daraufhin Schutzräume aufgesucht, heißt es in einer Unterrichtung der Obleute des Verteidigungs- und des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag.

Zu den weiteren Folgen der Angriffe konnte der Bundeswehrsprecher keine Angaben machen. Die deutschen Soldaten hätten ihre Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Die Bundesregierung prüft einen Teilrückzug der in Erbil stationierten Bundeswehrsoldaten. „Wir haben mit der internationalen Koalition sowieso vereinbart, dass alle Kräfte, die nicht benötigt werden, keinem unnötigen Risiko ausgesetzt werden“, sagte Kramp-Karrenbauer.

Die EU sollte nach Ansicht von Grünen-Bundestagsfraktionschef Anton Hofreiter über Gespräche versuchen die Lage zu entspannen. Die Aktionen von Trump und die Provokationen des Iran hätten dazu geführt, „dass die Kriegsgefahr deutlich gewachsen ist“, sagt Hofreiter am Rande einer Konferenz der WELT in Berlin.

Lesen Sie auch
OBAMA Porträt
Iran-Konflikt

Deutschland sollte nach Ansicht von Agrarministerin Julia Klöckner im Konflikt zwischen den USA und Iran vermitteln. Die Bundesregierung müsse multilaterale Gespräche führen, sagt die CDU-Politikern am Rande der WELT-Konferenz. Deeskalation sei wichtig. „Wir haben hier in Berlin auch Aufrufe in Moscheen, um dem getöteten Helden, der für mich in meinen Augen ein Terrorist ist, zu gedenken“, sagt Klöckner mit Blick auf den von den USA gezielt getöteten iranischen General Kassem Soleimani. So gebe es auch extremes Gedankengut „unter uns, dort wo wir leben“.

„Amerika und die Welt können sich keinen Krieg leisten“

Soleimani war in der Nacht zum Freitag von US-Drohnen in der irakischen Hauptstadt Bagdad getötet worden. Washington erklärte danach, der Chef der Kuds-Einheiten habe Angriffe auf US-Bürger geplant. Soleimani galt als Architekt der iranischen Militärstrategie in den Nachbarländern. Im Iran wird er nun als Märtyrer verehrt.

In den USA warnte die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, unterdessen vor einer kriegerischen Eskalation: „Amerika und die Welt können sich keinen Krieg leisten“, schrieb sie. Der einflussreiche US-Senator und Trump-Verbündete Lindsey Graham sprach derweil von einem „kriegerischen Akt“ des Iran.

Die Vereinigten Arabischen Emirate riefen zur Deeskalation in der Region auf. Dies sei klug und notwendig, schreibt Außenminister Anwar Gargasch auf Twitter. „Ein politischer Weg zur Stabilität muss nun folgen.“ Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat zu einem Ende der Gewalt aufgerufen. „Der Gebrauch von Waffen muss jetzt aufhören, um Raum für Dialog zu schaffen“, sagte sie.

Der EU-Botschafter im Irak hat nach den iranischen Raketenangriffen vor einem Stellvertreterkrieg gewarnt. „Der Irak verdient es nicht, Opfer eines Stellvertreterkrieges zu werden!“, twitterte der Deutsche Martin Huth. Mit den Angriffen verletze der Iran die Souveränität des Irak. Zuvor habe der Irak bereits einen Bruch seiner Souveränität beklagt, als die USA den iranischen Top-General Qassem Soleimani bei einem Luftangriff in Bagdad töteten.

Am Mittwoch sollten die EU-Kommissare zu einer Sondersitzung wegen der eskalierenden Krise im Irak und im Iran zusammenkommen. Am Freitag ist zudem ein Krisentreffen der EU-Außenminister geplant. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu will am Donnerstag in den Irak reisen und sich um Deeskalation bemühen.

Die Polizei in Großbritannien ist angesichts des Iran-Konflikts „äußerst wachsam“. „Es ist eine sehr beunruhigende Zeit und wir haben viele Menschen iranischer und irakischer Herkunft“, sagte die Chefin von Scotland Yard, Cressida Dick. In den vergangenen Jahren war England – und insbesondere London – mehrmals von Terroranschlägen getroffen worden.

Wirtschaftliche Folgen der Angriffe

Das Auswärtige Amt verschärfte seine Reisewarnung für den Irak erneut. In den am Mittwoch veröffentlichten aktuellen Reise- und Sicherheitshinweisen heißt es jetzt: „Meiden Sie derzeit zentrale Infrastruktur. US-Einrichtungen sind besonders gefährdet.“

Auch die Sicherheitslage für den bislang als relativ sicher geltenden kurdischen Norden wird jetzt anders eingeschätzt. Während am Montagabend lediglich „von nicht erforderlichen Reisen in die Region Kurdistan-Irak“ abgeraten worden war, heißt es nun: „Von Reisen in die Region Kurdistan-Irak wird aufgrund der unklaren Sicherheitslage vorläufig dringend abgeraten.“ 

Infolge der Angriffe streichen etliche Airlines Flüge in die Region oder überfliegen den Luftraum von Iran und Irak nicht mehr. Die Lufthansa streicht die tägliche Verbindung zwischen Frankfurt und Teheran am Mittwoch. Auch der nächste, für Samstag vorgesehene Flug nach Erbil im Irak fällt aus.

Die Produktion in den irakischen Erdölanlagen geht nach Opec-Angaben ungestört weiter. Die Anlagen seien sicher, sagt Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo. Das sei eine „große Erleichterung“. Dem Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Suhail al-Masruei, zufolge besteht auch keine unmittelbare Gefahr für die Öltransporte durch die Straße von Hormus. Trotzdem sprang der Öl-Preis auf ein Vier-Monats-Hoch. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich am Mittwoch um bis zu 5,1 Prozent auf 71,75 Dollar je Barrel.

Siemens sorgt sich um sein Irak-Geschäft. „Wir sprechen natürlich in erster Linie mit unseren Kunden darüber, welche Projekte möglich sind und welche nicht“, sagt Konzern-Chef Joe Kaeser am Rande der WELT-Konferenz. Im Irak habe sich Siemens gegen Wettbewerber durchgesetzt. „Der Irak ist jetzt genau in der Mitte dieser Auseinandersetzung.“ Jetzt müsse man sehen wie man mit diesen großen Projekten umgehe. Hier wie auch auf politischer Ebene sei nun Besonnenheit gefragt. Wichtig sei die Sicherheit der Beschäftigten vor Ort zu gewährleisten.

Let's block ads! (Why?)



2020-01-08 11:18:00Z
https://news.google.com/__i/rss/rd/articles/CBMigwFodHRwczovL3d3dy53ZWx0LmRlL3BvbGl0aWsvYXVzbGFuZC9hcnRpY2xlMjA0ODQ2MzMwL0lyYW4tZmV1ZXJ0LVJha2V0ZW4tYXVmLVVTLVN0dWV0enB1bmt0ZS1pbS1JcmFrLVRydW1wLW1lbGRldC1zaWNoLXp1LVdvcnQuaHRtbNIBgwFodHRwczovL2FtcC53ZWx0LmRlL3BvbGl0aWsvYXVzbGFuZC9hcnRpY2xlMjA0ODQ2MzMwL0lyYW4tZmV1ZXJ0LVJha2V0ZW4tYXVmLVVTLVN0dWV0enB1bmt0ZS1pbS1JcmFrLVRydW1wLW1lbGRldC1zaWNoLXp1LVdvcnQuaHRtbA?oc=5

Lesen Sie später weiter >>>>




Bagikan Berita Ini

0 Response to "Iran feuert Raketen auf US-Stützpunkte im Irak – Trump meldet sich zu Wort - WELT"

Post a Comment

Powered by Blogger.