Trotz drastischer Gegenmaßnahmen nach dem Ausbruch der neuen Lungenkrankheit in China gibt es immer mehr Todesfälle in der Volksrepublik. Die Zahl der bestätigten Todesopfer stieg inzwischen auf 56, wie die Nationale Gesundheitsbehörde des Landes am Sonntag mitteilte. Die Zahl der Infizierten hat sich auf 1975 erhöht. Weltweit sind bisher 30 Menschen an dem Virus erkrankt. Zuletzt wurde ein Ansteckungsfall aus Kanada gemeldet.
Aus Frankreich waren die ersten drei Ansteckungsfälle in Europa gemeldet worden. Alle drei Patienten seien aber offenbar nicht schwer erkrankt. Einem Paar, das im Pariser Krankenhaus Bichat behandelt werde, gehe es gut, erklärten Ärzte am Samstag bei einer Pressekonferenz. Einer von ihnen habe noch etwas Fieber. Auch dem dritten Patienten, der in einer Klinik in Bordeaux behandelt wird, gehe es gut, sagte der Bürgermeister der Stadt.
Großbritannien rät seinen Staatsbürgern von Reisen in die chinesische Provinz Hubei ab. Die Mitarbeiter des US-Konsulates in Wuhan sollen nach San Francisco ausgeflogen werden. Das teilte das Außenministerium in Washington mit.
Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping berief am Samstag in Peking ein Krisentreffen ein. Alle Ebenen von Partei und Regierung müssten dem Kampf gegen das Coronavirus höchste Priorität einräumen, sagte er laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Die Partei habe eine Arbeitsgruppe eingerichtet, um das weitere Vorgehen zu koordinieren. Teams würden in die Provinz Hubei entsandt, um die Arbeit vor Ort zu steuern.
Überlastete Krankenhäuser, Neubauten im Eiltempo
Die Provinzhauptstadt von Hubei, die Millionenmetropole Wuhan, ist besonders stark von dem Virus betroffen: Dort war der Erreger vor wenigen Wochen auf Menschen übergesprungen - vermutlich stammt er ursprünglich von einem Tiermarkt. Die Krankenhäuser in Wuhan sind offenbar völlig überlastet. Nach offiziell unbestätigten Berichten werden Patienten zurückgewiesen, weil es nicht genug Personal und Betten gibt.
Wie Staatsmedien am Sonntag berichteten, sollen in der Stadt 24 allgemeine Krankenhäuser nun zusätzliche Betten für Patienten bereitstellen. Wuhan hatte zuvor bereits im Eiltempo mit dem Bau von zwei neuen Krankenhäusern begonnen, die insgesamt eine Kapazität von 2300 Betten haben sollen. Das erste Hospital in Schnellbauweise soll am Montag in einer Woche erste Patienten aufnehmen, das zweite zwei Tage später. Aus anderen Teilen Chinas wurden mehr als 1680 Ärzte und Pfleger nach Wuhan entsandt. Auch wurden 14 000 Schutzanzüge bereitgestellt.
Jeder mit dem Virus Infizierte steckt Studien zufolge zwei bis drei weitere Personen an. Um die Krankheit einzudämmen, müssten künftig mindestens 60 Prozent der Neuansteckungen verhindert werden. Möglicherweise haben manche Infizierte aber nicht einmal Fieber, was es schwieriger macht zu erkennen, wer sich mit dem Lungenvirus angesteckt hat. Somit wird auch die Eindämmung erschwert. Bisher wurde eine erhöhte Temperatur als erstes Anzeichen einer Infektion gewertet.
Aus anderen Teilen Chinas wurden mehr als 1600 Ärzte und Pfleger nach Wuhan entsandt. Auch wurden 14 000 Schutzanzüge bereitgestellt. Der öffentliche Nah- und Fernverkehr, Zug- und Flugverbindungen wurden gestoppt, Ausfallstraßen gesperrt. Von Sonntag an wird auch der gewöhnliche Autoverkehr in den großen Stadtbezirken Wuhans gestoppt. Zudem kündigten Universitäten der Stadt an, den Beginn des neuen Semesters zu verschieben. Inzwischen wurden mehr als 40 Millionen Menschen in gut einem Dutzend Städten im Herzen Chinas weitgehend von der Außenwelt abgeschottet, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern.
Auch zahlreiche Sehenswürdigkeiten in China sind geschlossen. Die beiden größten Vergnügungsparks in Hongkong, Disneyland und Ocean Park, schließen wegen des Virus ab Sonntag ihre Pforten. In der bevorstehenden Ferienwoche zum chinesischen Neujahrsfest hatten die Parks eigentlich mit einem Besucheransturm gerechnet.
Wie das Staatsfernsehen berichtete, verkündeten am Sonntag weitere Regionen Einschränkungen des Verkehrs. Demnach stellt die ostchinesische Provinz Shandong ihren Busverkehr mit anderen Städten und Provinzen ein. Gleiches gilt für die zentralchinesische Metropole Xi'an. Bereits am Samstag hatte auch die Hauptstadt Peking ähnliche Beschränkungen verhängt.
Deutliche Kritik an den Behörden
Hu Xijin, Chefredakteur der staatlichen , übte überraschend deutliche Kritik. "Dieser Ausbruch hätte in einem Land wie China nicht passieren dürfen, das über fortschrittliche medizinische Standards und soziale Organisationsfähigkeiten verfügt", schrieb der Chef der sonst regierungstreuen Tageszeitung am Samstag im chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo. "Ich persönlich glaube, dass die Stadt Wuhan und die nationalen Gesundheitsbehörden verantwortlich gemacht werden sollten."
Die Kontrollfunktion der Medien sei in den vergangenen Jahren durch Behörden auf allen Ebenen immer weiter geschwächt worden, was Journalisten daran gehindert habe, den Virusausbruch weiterzuverfolgen.
2020-01-26 06:34:13Z
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