In nur fünf Städten in Deutschland haben Smartphonenutzer über alle Netzbetreiber hinweg eine vollständige Mobilfunkversorgung mit dem schnellen Mobilfunkstandard 4G, der auch als LTE bezeichnet wird. Das ist das Ergebnis einer umfangreichen Studie des Mess- und Beratungsunternehmens Umlaut, die WELT exklusiv vorliegt.
Demnach erreichen die Netzbetreiber in Dortmund, Offenbach am Main, Erlangen, Frankenthal und Ludwigshafen eine Komplettversorgung. In diesen Städten sind alle Haushalte und die komplette Fläche von der Deutschen Telekom, Vodafone und Telefónica gleichermaßen voll versorgt.
Betrachtet man die Bundesländer, liegen die Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin an der Spitze. Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Brandenburg bilden das Schlusslicht. Auf ganz Deutschland bezogen und über alle drei Netzbetreiber hinweg hat die Studie der Mobilfunkversorgung in Deutschland 914,5 von 1000 möglichen Punkten gegeben. 1000 Punkte würden einer Vollversorgung entsprechen.
„Die deutschen Netze sind besser als ihr Ruf“, sagt Hakan Ekmen, der bei Umlaut global den Bereich Telekommunikation leitet. „Erwartungsgemäß liegen natürlich die Städte vorne, aber auch viele Landkreise können sich mit guter Netzabdeckung sehen lassen.“ Trotzdem sieht auch Ekmen Nachholbedarf: „Wo Licht ist, darf nicht vergessen werden, dass es in vielen Landkreisen noch erheblicher Anstrengungen bedarf, um auch dort den Funkschatten zu beseitigen.“
Das Unternehmen Umlaut, das früher P3 hieß, verwendet für seine Analysen den Crowdsourcing-Ansatz, durch den die von Mobilfunknutzern tatsächlich wahrgenommene Mobilfunkversorgung ermittelt wird. Die genauen aber anonymisierten Daten zur Netzqualität werden automatisiert im Hintergrund ihrer Smartphones in mehr als 900 unterschiedlichen Apps gemessen, ohne dass die Nutzer dafür selbst Geschwindigkeitstests vornehmen müssten.
Zu den erfassten Daten gehören unter anderem die Signalqualität der Netzbetreiber, die Positionsbestimmung und die Übertragungsgeschwindigkeiten. Die Studie konnte auf fast zwei Milliarden Stichproben in der Zeit von April bis September zugreifen. Umlaut arbeitet auch bei dem deutschlandweit bekanntesten Netztest der Fachzeitschrift „Connect“ mit, in den ebenfalls Crowdsourcing-Daten eingehen.
Nach den drei Stadtstaaten an der Spitze des Bundesländer-Rankings folgen die Flächenländer Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen fast gleichauf. Dass Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg, Saarland und Hessen erst auf den Plätzen neun bis 13 folgen, führt die Studie auf ihren deutlich größeren Anteil bergiger oder zumindest hügeliger Regionen zurück, wo es entsprechend schwieriger ist, ein leistungsfähiges Funknetz zu bauen.
Das dürfte auch der Grund sein, warum sich Rheinland-Pfalz auf dem vorletzten Platz befindet. Das Bundesland ist fast ausschließlich durch die Mittelgebirge Eifel, Hunsrück, Pfälzerwald und Westerwald geprägt.
Telekom, Vodafone und Telefónica stellen 6000 Antennen auf
„Die Netzbetreiber investieren jährlich Milliardensummen in den Ausbau der Mobilfunknetze“, sagt Achim Berg, Präsident des Digitalverbands Bitkom, im Gespräch mit WELT. Inzwischen sei für fast 90 Prozent der Haushalte LTE verfügbar.
In ländlichen Regionen müsse die Abdeckung nach wie vor verbessert werden. „Hier hat die Politik erkannt, dass sie die Betreiber unterstützen kann und muss – etwa mit Mobilfunkstandorten auf öffentlichen Grundstücken oder Gebäuden und vereinfachten Genehmigungsverfahren“, sagt Berg. Wenn die Rahmenbedingungen stimmten, seien bald nicht nur Funklöcher Geschichte, dann werde Deutschland auch zum Leitmarkt für 5G, dem Nachfolge-Standard für LTE.
Insgesamt bekommt die Telekom in der Studie die besten Werte, gefolgt von Vodafone und Telefónica. Das gilt aber nicht in allen Bundesländern. So liegt Vodafone sowohl in Hamburg als auch in Schleswig-Holstein an der Spitze, und zwar sowohl bei der Flächen- als auch bei der Haushaltsversorgung.
Telefónica hingegen ist nur in Bremen bei der Haushaltsversorgung und in Berlin bei der Flächenversorgung besser als alle anderen Betreiber. Die Telekom hat in zwölf von 16 Bundesländern sowohl bei der Flächen- als auch bei der Haushaltsversorgung die Spitzenposition inne.
Auch auf der Karte der am besten versorgten Landkreise und kreisfreien Städte dominiert die Farbe Magenta der Telekom. Vodafone kann sich vor allem in einigen Gebieten im Norden und Osten durchsetzen, während Telefónica in Teilen Nordrhein-Westfalens, in Schleswig-Holstein und im Raum Stuttgart und München Stärke zeigt.
Insgesamt erreichen 280 von 401 Städten und Landkreisen mehr als 90 Prozent der möglichen Punktzahl, wobei Städte grundsätzlich eher vorn liegen. Der beste Landkreis ist der Rhein-Kreis Neuss auf Platz 35. Die erste Stadt aus den östlichen Bundesländern schafft es nur auf Platz sieben: Es ist Leipzig. Die Schlusslichter sind der Werra-Meißner-Kreis, der Eifelkreis Bitburg-Prüm und ganz am Ende des Rankings Waldshut in Baden-Württemberg mit weniger als 600 Punkten.
Je weiter sich das Ranking den hinteren Plätzen nähert, desto häufiger ist die Telekom der beste Anbieter sowohl bei der Flächen- als auch bei der Haushaltsversorgung. Während die Telekom in 20 Landkreisen und kreisfreien Städten, die in der Studie als Regionen bezeichnet werden, auf eine Vollversorgung kommt, sind es bei Vodafone nur neun Regionen und bei Telefónica 14, darunter fünf Städte in Nordrhein-Westfalen. Bei der LTE-Versorgung vieler Landkreise fällt Telefónica aber deutlich hinter seine Konkurrenten zurück.
In einigen Regionen dürfte sich in den vergangenen drei Monaten, also in der Zeit nach dem Erhebungszeitraum der Studie, die Situation allerdings verbessert haben. Insbesondere in Grenzregionen sind die Mobilfunker nach einer Neuregelung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur dazu übergegangen, die Leistungen ihrer Antennen aufzudrehen. In der Vergangenheit hatten sie sich aus Rücksicht auf mögliche Störungen ausländischer Mobilfunknetze zurückgehalten, ein Vorgehen, das nach Aussagen von Netzbetreibern von Nachbarstaaten häufig so nicht angewandt wurde.
Der Netzausbau ist in Deutschland längst zu einem Politikum geworden. Das gilt vor allem für das Schließen von Funklöchern. Mit der jüngsten Frequenzversteigerung mussten sich die Mobilfunker auch zu umfangreichen Versorgungsauflagen verpflichten, die die LTE-Versorgung weiter verbessern dürfte. Nun wollen die drei Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica gemeinsam 6000 neue Standorte aufbauen, um Gebiete zu erreichen, die bisher wirtschaftlich nicht versorgt werden können.
„Mit den 6000 Standorten, die die Mobilfunkbetreiber bauen wollen, und den 5000 Standorten aus der Mobilfunkstrategie der Bundesregierung sollen in den nächsten Jahren 11.000 Standorte neu gebaut werden“, sagt Umlaut-Manager Ekmen. „Das fordert die Netzbetreiber, die Realisierungsfirmen und natürlich auch die Genehmigungsbehörden.“
Da müsse alles ineinandergreifen, damit der große Plan aufgehe. Tatsächlich klagen die Mobilfunker über lange Genehmigungszeiten für neue Antennenstandorte. An vielen Orten wollen die Netzbetreiber bauen, werden aber ausgebremst. Allein die Telekom hat angekündigt, in den kommenden vier Jahren weitere 10.000 Standorte errichten zu wollen.
Doch bei einigen Funkstationen dauern die behördlichen Verfahren und Genehmigungen nach Angaben der Telekom mehr als fünf Jahre. „Wir haben im MomentSchwierigkeiten, unser Ausbauprogramm auf die Straße zu bringen“, sagte Telekom-Deutschlandchef Dirk Wössner. Auch der Digitalverband Bitkom hat jüngst mit einer eigenen Funkloch-Karte auf das Problem aufmerksam gemacht.
2019-12-24 09:15:00Z
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