Trecker-Demo in Berlin: Bauern rufen „Schulze weg!“ – Festnahme nach Pyro-Einsatz - Tagesspiegel
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15:22 Uhr
Trecker-Demo in Berlin : Bauern rufen „Schulze weg!“ – Festnahme nach Pyro-Einsatz
Mit tausenden Treckern legen Bauern den Verkehr am Brandenburger Tor lahm. Die Umweltministerin wirbt für ökologische Landwirtschaft. Die Trecker-Demo im Blog.
Kai Portmann
Magdalena Thiele
Vivien Krüger
Heike Jahberg
Zahlreiche Trecker stehen bei einer Protestaktion von Bauern auf der Straße des 17. Juni vor der Siegessäule. Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa
Mehrere Tausend Bauern demonstrieren in Berlin gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung. Etwa 10.000 Teilnehmer wurden zuvor erwartet – und 5000 Trecker , mit denen die Bauern das Zentrum der Hauptstadt lahmgelegt haben. Der Protest der Bauern richtet sich unter anderem gegen verschärfte Regeln zum Umweltschutz . Die Landwirte sehen sich in ihrer Existenz gefährdet. Bei einer Kundgebung am Mittag sprachen Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) und Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) zu den Bauern.
Heftiger Protest gegen Schulze Jetzt spricht Umweltministerin Svenja Schulze. Zur Begrüßung gibt es Schweigen. Die Umweltministerin versucht Verständnis zu schaffen für Insekten- und Trinkwasserschutz. "Ich möchte, dass die Landwirte Teil der Löung sind", sagt Schulze. Ein Bauer ergreift das Wort. Er komme aus einem Wasserschutzgebiet und da gebe es keine Probleme mit dem Grundwasser. "Wir Bauern stehen mit dem Rücken zur Wand", sagt er und bekommt tosenden Applaus. Es gibt "Schulze weg"-Sprechchöre.
Die Bauern wolle Respekt, sagt der Mann. Schulze gibt zurück, der Steuerzahler habe Respekt, jeder zahle im Schnitt 114 Euro für die EU-Agrarförderung. Es gibt Buhrufe und ein Pfeifkonzert. Die Stimmung ist aufgeheizt. Nach fünf Minuten ist Schulze weg. (Heike Jahberg)
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Bernd von Jutrczenka/dpa
Eine riesige Trecker-Demo wird am Dienstag den Verkehr zum Erliegen bringen. Die Konvois sind Richtung Berlin unterwegs. Routen und Sperrungen im Überblick.
Tagesspiegel | Jörn Hasselmann
Buhrufe gegen Julia Klöckner Schwerer Stand für Agrarministerin Julia Klöckner: Kein Applaus zur Begrüßung, dafür viele Buhrufe. Klöckner mahnt die Landwirte, sich den neuen gesellschaftlichen Anforderungen zu stellen. Sie verspricht, die Landwirte vor zu hohen Anforderungen an den Insektenschutz zu beschützen. Enteignungen für Schutzgebiete werde es nicht geben. Viele Bauern sind unzufrieden mit der Rede, "sie hat nichts verstanden" , sagt Bauer Stolle.
6000 Meter - Trecker-Zug bildet „längsten Parkplatz Deutschlands“ Der Traktoren-Zug der protestierenden Bauern hat in Berlin eine Länge von rund 6000 Metern erreicht. Bis zu fünf Maschinen nebeneinander parkten zwischen Brandenburger Tor und Wundtstraße auf dem Kaiserdamm, wie ein Sprecher der Verkehrsinformationszentrale Berlin (VIZ) am Mittag berichtete. Auf Twitter sprach die VIZ scherzhaft vom „längsten Parkplatz Deutschlands“. Aufgrund der Demo kam es zu massiven Verkehrseinschränkungen in ganz Berlin. Vor allem im Westteil ging streckenweise gar nichts mehr. Auch Busse und Straßenbahnen waren betroffen. (dpa )
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Monika Skolimowska/dpa
Abseits der Route
Trecker abseits der Route Auch abseits der vorgesehenen Sternfahrt-Route wurden Trecker auf der Clayallee gesichtet.
Um 7 Uhr morgens fahren Bauern laut hupend mit ihren Treckern über die Clayallee in Berlin-Zehlendorf.
Tagesspiegel
Polizei wagt „erste Hochrechnung“ Auf Twitter verkündet die Berliner Polizei erste Hochrechnungen zur Bauerndemo:
"1. Es sind mehr als sonst in
#Berlin .
2. Es sind deutlich mehr als ursprünglich erwartet.
3. Alle, die reingefahren sind, fahren später auch wieder raus.
#Traktorensternfahrt #b2611 "
Lindner kritisiert Klöckner Christian Lindner von der FDP wirft Agrarministerin Klöckner vor, sie habe den Ernst der Lage nicht erkannt. Und er hält die Messmethode bei der Nitratbelastung für falsch Wenn man Nitrat unter dem Misthaufen misst, dann wäre das so, als ob man den Blutzuckerspiegel direkt in der Schwarzwälderkirschtorte messe. (Heike Jahrberg)
Ein Zwischenrufer, der Umweltministerin Schulze herausgefordert hatte, darf jetzt auf die Bühne. Er heißt Jan-Bernd Stolle und kommt aus dem Landkreis Oldenburg. "Wir halten länger durch als die Politiker", sagt er.
Landwirt Jan-Bernd Stolle.
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Heike Jahrberg
Landwirt aus NRW: Tag war schon jetzt ein Erfolg „Wir sind froh dass so viele gekommen sind“, sagt Landwirt Daniel Elling aus Vreden in NRW. Natürlich werde es da manchmal "rubbelig" auf der Straße, manch einer sei seit drei Tagen unterwegs. Insgesamt sei die Zusammenarbeit mit der Polizei aber sehr gut gewesen.
Er selbst ist seit Dienstagnacht 0.30 Uhr am Brandenburger Tor. Der Tag sei für ihn ein Erfolg. „Ob es politisch das bringt, was wir uns erhoffen, weiß ich nicht. Aber die glücklichen Kinder zu sehen, die auf einem Traktor spielen und in einen ungeschälten Apfel beißen können, das macht mich froh.“
Verständnis für Landwirte
„Die Bauern haben recht angesichts der derzeitigen Preise für Milch und Fleisch. Überlegen Sie nur, wie teuer die Produktion in einem landwirtschaftlichen Betrieb ist!“, sagen Karin und Karl Mähler aus Brühl bei Köln.
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Sophie Kratzer
Bauer ärgert sich über die Grünen Ein Milchbauer spricht und ärgert sich über die Grünen. Viele Milchbauern hätten auf Bio umgestellt und müssen jetzt ihre Milch zu konventionellen Preisen verschleudern, sagt er. Und er ärgert sich über Vorwürfe, dass Bauern ihre Tiere nicht gut halten. "Unsere Kühe haben Namen", sagt er. (Heike Jahrberg)
„Widerstehen Sie platten Parolen“ Der agrapolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion Friedrich Ostendorff warnt Landwirte vor Populismus. "Widerstehen Sie platten Parolen" sagt er und lädt zum Dialog. Auch mit Parteichef Habeck. Bei Erwähnung von Habeck gibt es Pfiffe, für Ostendorff auch.
Frische Milch direkt vom Erzeuger
„Ich habe 350 Liter pasteurisierte Milch in meinem Kühlfahrzeug dabei. Die verschenke ich heute, direkt vom Produzenten an den Verbraucher“, sagt Henk Heringa. In der dritten Generation führt er seinen Milchviehbetrieb und die Klietznicker Hofmolkerei im Jerichower Land in Sachsen-Anhalt. Noch arbeiten acht Angestellte für ihn. „Es muss nicht nur weiter, sondern auch vorwärts gehen“, sagt Heringa. Er würde seinen Betrieb gern an eine vierte Generation übergeben.
Henk Heringa und Freundin Melanie verteilen 350 Liter Milch
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Sophie Kratzer
Zu viele Trecker – die ersten Landwirte müssen umdrehen Die ersten Trecker müssen umkehren. Es kommen nicht alle hinein.
Landwirte verteidigen die Aktion
Drei Landwirte aus dem bayerischen Landkreis Landshut haben sich mit dem Auto auf den Weg in die Hauptstadt gemacht. „Wir sind friedliebend und wollen keinen Stunk, aber wir wollen gehört werden“, sagt Georg Vielhuber aus Ruprechtsberg.
Georg Abholzer aus Velden sieht in der Bewegung „Land schafft Verbindung“ das richtige Mittel dafür: „In den letzten Jahren wurde immer nur geredet, die Interessen waren verstreut. Die Massen heute nach Berlin zu bringen, hat hingegen nur acht Wochen gedauert. Es zeigt: Wir brauchen keine Partei und keinen Verband!“
Christian Maier stammt aus Bodenkirchen. Alle drei bezeichnen sich als Bauern aus Leidenschaft, auch wenn die Stimmung in der Branche spürbar schlecht sei. „Wir bieten eine ortsgebundene Lebensmittelproduktion, sind gut ausgebildet und weisen ein hohes Maß an Qualität auf. Wir wollen nicht reich werden, aber unsere Wirtschaftlichkeit muss erhalten bleiben“, sagt Maier.
Christian Maier, Georg Abholzer und Georg Vielhuber aus dem Landkreis Landshut
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Sophie Kratzer
Kein Durchkommen - auch nicht für Traktoren Am Holocaust-Mahnmal ist Schluss. Autos können nicht weiter. Auch die Trecker nicht, die noch vereinzelt kommen.
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Heike Jahrberg
Scharfe Kritik von Greenpeace Auch von Greenpeace kommt scharfe Kritik an den Bauern. „Die Landwirtschaftsministerin und der Deutsche Bauernverband machen es sich sehr leicht, wenn sie Verbraucherinnen und Verbrauchern die Verantwortung für die Misere in der Landwirtschaft zuschieben und ihnen vorwerfen, beim Lebensmittelkauf zu geizig zu sein“, sagte Greenpeace-Agrarexpertin Stephanie Töwe.
Landwirtschaftliche Betriebe bräuchten klare und verlässliche Vorgaben und eine gezielte Förderung. „Dann sind sie auch in der Lage, so zu wirtschaften, dass sie Wasser, Tiere und Klima schützen.“ Aus Sicht von Greenpeace wümschten sich Verbraucher „gesunde Lebensmittel, die so produziert wurden, dass keine Tiere leiden mussten oder Chemikalien eingesetzt wurden, die das Artensterben vorantreiben“.
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2019-11-26 14:08:00Z
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