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Der Jubel für AKK bleibt aus - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Der Jubel für AKK bleibt aus - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Es ist kein leichter Auftritt an diesem Sonntag für die CDU-Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer. Ausgerechnet in Saarbrücken, der Hauptstadt ihres Heimatbundeslandes, hat die Junge Union (JU) ihr einen Stock zwischen die Beine geworfen. Die Parteijugend sucht, ihr ein Vorrecht zu nehmen, das bislang noch jeder ihrer Amtsvorgänger für sich geltend machen konnte: Den direkten Zugriff auf die Kanzlerkandidatur. Auf ihrem Deutschlandtag hat die JU mit 60 Prozent einen Antrag verabschiedet, der ihr genau dieses Vorrecht nehmen soll. Auf dem CDU-Bundesparteitag im November will die Nachwuchsorganisation den Antrag einbringen. Schon die Abstimmung der Parteimitglieder würde den Führungsanspruch der CDU-Vorsitzenden in Frage stellen; ganz zu schweigen von den Folgen, sollte er dort tatsächlich eine Mehrheit finden.

Tobias Schrörs

Von diesem Zwist ist am Sonntagmorgen aber zunächst einmal nichts zu merken. „Liebe Annegret, wir freuen uns sehr, dass du da bist“, sagt der JU-Vorsitzende Tilman Kuban zur Begrüßung in der Veranstaltungshalle in Saarbrücken. In den vergangenen Tagen sei „viel geschrieben worden über die Frage, was wir da so tun“, sagt Kuban. Er könne ihr versichern, dass sie sich auf die JU verlassen könne, wenn ein Wahlkampf anstehe.

Kramp-Karrenbauer erwidert, nach der Berichterstattung über den Deutschlandtag habe man den Eindruck gewinnen können, es gehe um „Germanys next Topmodel“. Doch auf ihrer Auslandsreise als Verteidigungsministerin habe sie den Livestream verfolgt und gesehen, dass die JU hart gearbeitet und diskutiert habe. Am Samstag hatten die Delegierten einen Leitantrag zum Thema Klimaschutz beraten.

Kramp-Karrenbauer meidet das für sie so unangenehme Thema Urwahl weitgehend. Auf der Bühne läuft sie vor dem Rednerpult auf und ab. Sie spricht frei, gibt sich kämpferisch und hebt ihre Arbeit als Verteidigungsministerin hervor. Sie erwähnt die „wichtigen Einsätze“ der Bundeswehr in der Sahelzone und dem Baltikum, fordert die Einhaltung des Zwei-Prozent-Ziels der Nato. Kramp-Karrenbauer äußert sich auch zum Nato-Partner Türkei. Wenn es Hinweise gebe, dass die Türkei nach ihrem Einmarsch in Nordsyrien „Besatzungsmacht auf Dauer“ bleiben wolle, verlange das nach einer klaren Antwort. „Das geht nicht“, sagt sie. Nur eine Spitze liefert Kramp-Karrenbauer dann doch noch gegen mögliche Konkurrenten, die an diesem Wochenende in großer Zahl dem Parteinachwuchs die Aufwartung machen. Zu diesem Schaulaufen in Saarbrücken sagt sie: „Es ist ja beachtlich, dass wir mehr potentielle Kanzlerkandidaten haben als die SPD Bewerber um den Parteivorsitz. Das sagt was über unsere Qualität aus.“

Der Applaus der Parteijugend für sie fällt freundlich aus und bleibt damit deutlich hinter dem Jubel für Friedrich Merz am Freitagabend zurück. Den Delegierten rief der stärkste Kontrahent beim Rennen um den Parteivorsitz im vergangenen Jahr gegen Ende seiner Rede zu: „Wie freiheitlich und wie menschlich wir die Zukunft unseres Landes und der EU gestalten, diese Verantwortung liegt auf Deutschland und in Deutschland auf CDU und CSU. Wir werden die politische Auseinandersetzung darum führen müssen. Und wenn Sie wollen, dass ich dabei bin, dann bin ich dabei.“

Einige in der Jungen Union haben Kramp-Karrenbauer offenkundig nicht verziehen, dass sie nach dem Amt der Verteidigungsministerin griff und nicht, wie versprochen, ausschließlich Parteivorsitzende blieb. Der Amtsbonus, den sie bei ihrer Rede auszuspielen versucht, verfängt an diesem Tag darum nur bedingt. Ein Delegierter stellt offen ihre Glaubwürdigkeit in Frage: „Ich glaube, dass Sie da in den letzten Monaten kein gutes Beispiel waren“, sagt er. Kramp-Karrenbauer erinnert daran, dass Sie darauf verzichtet hatte, weiter Ministerpräsidentin des Saarlandes zu sein, um als Generalsekretärin der CDU nach Berlin zu gehen. „Das war mein Ausdruck von Solidarität zur CDU“, sagt sie. Die Entscheidung, Verteidigungsministerin zu werden, sei richtig gewesen. Verteidigungspolitik sei in der CDU „Chefsache“.

Chefsache ist aus ihrer Sicht in der CDU auch das Privileg des Erstzugriffsrechts auf die Kanzlerkandidatur. Beim Parteitag im November wird darüber entschieden werden. Der JU-Vorsitzende Tilman Kuban sagte im Gespräch mit dieser Redaktion am Sonntag nicht, ob er sich über den Urwahl-Beschluss gefreut habe. Er habe sich aber über die Debatte gefreut, so Kuban. Er werde sich nun für den Beschluss einsetzen.

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2019-10-13 12:17:00Z
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