Das deutsche Rettungsschiff "Eleonore" mit 100 Flüchtlingen an Bord darf seit mehr als einer Woche keinen Hafen in Italien anlaufen. Nun setzt sich der Kapitän über Innenminister Salvini hinweg.
Der Kapitän des deutschen Rettungsschiffs "Eleonore" hat den Notstand ausgerufen und ist trotz eines Verbots in italienische Gewässer gefahren. Es habe heftig gewittert und gestürmt, das Deck sei überschwemmt worden. Es spiele sich ein "dramatisches Unglück" ab, berichtete der SPD-Politiker und Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Markus Rinderspacher, der seit Sonntag mit an Bord ist. "Es herrschte Lebensgefahr; so hoch waren die Wellen."
Es sei illegal, eine Einfahrt zu verbieten, wenn Leben in Gefahr sei, sagte der Sprecher der Hilfsorganisation Mission Lifeline, Axel Steier. Ein weiterer Sturm stehe bevor. Ziel der Crew sei nun Pozzallo auf Sizilien. Rinderspacher unterstützte die Entscheidung: "Die 104 Flüchtlinge sind durchnässt und nach sieben Tagen auf dem Schiff völlig erschöpft und ausgelaugt." Die Lage sei "eine Bankrotterklärung, für das Europa, das sich angeblich Menschenrechte auf die Fahne" schreibe.
Kapitän @ClausReisch stößt auf den härtesten Widerstand der italienischen Behörden, die @MV_Eleonore mit 104 Geretteten in den sicheren Hafen einlaufen zu lassen. An Bord des Rettungsschiffes lerne ich Europa von seiner brutal herzlosen und inhumanen Seite kennen. @SEENOTRETTUNG pic.twitter.com/9DQSbBehwz
— Markus Rinderspacher (@m_rinderspacher) September 2, 2019
Der Kapitän der "Eleonore", der Deutsche Claus-Peter Reisch, hatte vor mehr als einer Woche mehr als 100 Migranten aufgenommen. Er wartet seitdem auf eine Genehmigung, in einen sicheren Hafen einzulaufen. Italiens rechtsradikaler Innenminister Matteo Salvini hatte die Einfahrt verboten. Auch aus Malta kam bisher keine Erlaubnis.
Er habe mit Leoluca Orlando telefoniert, dem Bürgermeister Palermos, teilte Reisch auf Twitter mit. "Er hat mir gesagt: Sizilien ist eine mehr oder minder Salvini-freie Zone." Orlando habe den Bürgermeister von Pozzallo informiert. Der werde die deutschen Retter im Hafen in Empfang nehmen. Wie ein Video zeigt, wurde das Rettungsboot nun von einem Schnellboot der italienischen Küstenwache eskortiert. Dann kamen Beamte an Bord.
Nach Angaben der Hilfsorganisation Mission Lifeline erteilte die Finanzpolizei anschließend die Genehmigung, in den Hafen einzulaufen. Danach werde die Kontrolle des Schiffes übernommen für weitere Ermittlungen. Im Sommer war die deutsche Kapitänin Carola Rackete mit dem Schiff "Sea-Watch 3" unerlaubt in italienische Gewässer gefahren. Sie war vorübergehend festgenommen worden – der Fall hatte international für Diskussionen gesorgt.
2019-09-02 09:17:00Z
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