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Weltklimarat zur Landnutzung: Kein Weitermachen wie bisher - tagesschau.de

Weltklimarat zur Landnutzung: Kein Weitermachen wie bisher - tagesschau.de

Dürren, Hitzewellen, Wasser- und Nahrungsmangel: In seinem neuen Sonderbericht zum Klimawandel zeichnet der Weltklimarat ein düsteres Zukunftsbild und fordert eine dringende Kehrtwende bei der Landnutzung.

Der Weltklimarat (IPCC) hat seinen neuen Sonderbericht zur Erderwärmung veröffentlicht und darin die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels beschrieben. Aus dem Bericht geht hervor, dass der weltweite Temperaturanstieg über den ländlichen Massen bereits 1,53 Grad erreicht hat. Unter Berücksichtigung der sich langsamer erwärmenden Meeresflächen sei die globale Temperatur insgesamt um knapp 0,9 Grad gestiegen. Verglichen wurden die Zeiträume 1850 bis 1900 und 2006 bis 2015.

Vor dem Hintergrund des im Jahr 2015 im Pariser Klimaabkommen festgelegten Ziels, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu beschränken, sprechen die Forscher eine Warnung aus. Sollte die Erwärmung tatsächlich auf zwei Grad ansteigen, wäre die Lebensgrundlage von bis zu 500 Millionen Menschen weltweit bedroht - unter anderem durch Wassermangel und durch die Ausdehnung von Wüsten.

Dringender Appell

Laut IPCC ist die Zahl der Dürren und Hitzewellen in Folge des Klimawandels global angestiegen. Das könne man heute schon mit einer hohen wissenschaftlichen Genauigkeit belegen, so die Wissenschaftler. In Zukunft werden sie dem Bericht zufolge vor allem in Zentraleuropa, der Mittelmeerregion, dem südlichen Amazonasgebiet sowie dem südlichen Afrika weiter zunehmen - in Zahl, Dauer und Intensität. In vielen Regionen werden zudem häufiger extreme Regenfälle vorkommen.

Daher fordert der Weltklimarat in seinem Bericht ein radikales Umsteuern bei der Landnutzung. Um die wachsende Erdbevölkerung dauerhaft zu ernähren und zugleich das Klima zu schützen, müsse die internationale Gemeinschaft sofort handeln. Die Wissenschaftler plädieren dafür, die Ausbeutung von Land, die Lebensmittelverschwendung und die CO2-Belastung durch die Landwirtschaft dringend zu reduzieren.

Ziel: Reduktion von Treibhausgasen

"Die Stabilität des Nahrungsmittelangebots wird voraussichtlich sinken, da das Ausmaß und die Häufigkeit von Extremwetterereignissen, die die Lebensmittelproduktion beeinträchtigen, steigen wird", schreiben die Experten. Es gehe auch darum, die gesamte Kette der Erzeugung und des Konsums von Nahrungsmitteln zu überdenken. Eine ausgewogene Ernährung, die verstärkt auf Gemüse und Getreide setze, könne dazu beitragen, die Kohlendioxid-Emissionen wesentlich zu senken.

Land- und Forstwirtschaft muss umdenken

Die Land- und Forstwirtschaft steuert laut IPCC rund 23 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgase bei. Durch ein bewussteres Landwirtschaften - etwa durch planvollere Bodenbearbeitung und gezielteren Einsatz von Dünger - könne durchaus viel erreicht werden, sagte die deutsche Co-Autorin des Berichts, Almut Arneth, im tagesschau24-Interview. Dafür müsse die Politik aber auch Anreize für Produzenten schaffen.

Doch auch jeder Einzelne könne durch sein Konsumverhalten viel für das Klima tun, betonte die Forscherin. Dabei gehe es auch um den Fleischkonsum und die Lebensmittelverschwendung. Maßnahmen wie die gerade kontrovers diskutierte höhere Mehrwertsteuer für Fleisch findet sie in diesem Zusammenhang jedoch wenig sinnvoll. Eher solle der Blick - sowohl von Produzenten als auch Konsumenten - auf die umweltfreundlichere Produktion gelenkt werden.

Arneth plädierte in dem Interview zudem für einen besseren Schutz von Mooren und Wäldern, die als CO2-Speicher eine enorme Auswirkung auf das Klima hätten.

Mahnende Stimmen aus Deutschland

Vor dem Hintergrund des Berichts forderte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller Einschränkungen der Importe von Soja und Palmöl in die EU. "Die EU sollte nur noch nachhaltiges Soja und Palmöl importieren", sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

"Das Abholzen von Regenwäldern verursacht elf Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes", sagte Müller. "Alle vier Sekunden wird die Fläche eines Fußballfelds abgeholzt - vor allem für riesige Soja- und Palmölplantagen. Das müssen wir sofort stoppen."

Auch Umwelt- und Entwicklungsverbände drängen auf eine radikale Umkehr in der Landwirtschaftspolitik. "Eine Politik, die die Welt mit billigem Fleisch ernähren will, fährt das Klima vor die Wand", warnte der Präsident des Deutschen Naturschutzrings, Kai Niebert. Der dafür notwendige Sojaanbau und die entstehende Gülle zerstörten weltweit wertvolle Böden und heizten dem Klima ein. 

"Bei der Landwirtschaft müssen wir weg von einem System der Überproduktion und des Überkonsums, bei dem für das Futter unserer Schweine in Deutschland Regenwald und Grasland in Südamerika Plantagen weichen müssen", verlangte der WWF-Agarexperte Rolf Sommer. Die Politik müsse jetzt "endlich die überfällige Agrarwende vollziehen sowie Wälder weltweit vor Abholzung schützen und nachhaltig nutzen", forderte der Agrarexperte des Umweltverband BUND, Christian Rehmer.

Staaten beraten im September

Die Bundesregierung will am 20. September ihre Klima-Strategie vorstellen. Am 23. September beraten die Staaten bei einem Klimagipfel der Vereinten Nationen über die Folgen des Temperaturanstiegs.

Der Weltklimarat wurde angesichts der Erderwärmung von zwei UN-Organisationen vor mehr als 30 Jahren gegründet und hat inzwischen fast 200 Mitgliedsländer. Er soll aufzeigen, wie sich der Klimawandel auf Natur und Mensch auswirkt, wie er gebremst werden kann und welche Anpassungsstrategien es gibt. Das Gremium mit Sitz in Genf forscht nicht selbst. Vielmehr sichten für die jeweiligen IPCC-Berichte eigens aufgestellte Forscher aktuelle Studien und werten sie aus.

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2019-08-08 08:49:00Z
https://www.tagesschau.de/ausland/bericht-weltklimarat-101.html

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